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Baden gegangen. Das Blub nach dem Brand.

© Rainer Jensen/dpa

Brandenburg: Die letzte Ladung Wasser

Das „Blub“ stand in Flammen – wohl wegen Brandstiftung. Das Spaßbad war ein Berliner Highlight

Berlin - Es war eine große West-Berliner Nummer. „Berlin blubst vor Vergnügen“, warb das einstige „Berliner Luft- und Badeparadies“ (Blub) an der Britzer Buschkrugallee um Besucher. Anfangs, nach der Eröffnung im Februar 1985, kamen mehr als 600 000. Doch dann schlitterte das für viele heutige Spaßbäder wegweisende Projekt in den Neunzigern langsam in die Insolvenz. Es wurde 2002 geschlossen, verkam zusehends – und ist nun in der Nacht zum Freitag bei einem Großfeuer vollständig ausgebrannt. Mehr als 140 Feuerwehrleute waren im Einsatz, bis Freitagvormittag wurden letzte schwelende Brandnester in der Holzbalkenkonstruktion des Daches erstickt. Zugleich hieß es, das gesamte Gebäude sei einsturzgefährdet. Nach ersten Erkenntnissen besteht Verdacht auf Brandstiftung.

Gegen 22 Uhr ging der Notruf ein. „Das gesamte Dach, eigentlich fast das ganze Blub, steht lichterloh in Flammen“, sagte ein Feuerwehrsprecher. Das Feuer war schon von Weitem zu sehen. Die Löscharbeiten gestalteten sich kompliziert. Auf dem morastigen Boden des seit Langem abgesperrten Areals waren die Löschwagen schwer in Stellung zu bringen. Ein Löschboot unterstützte die Feuerwehr vom Teltowkanal aus. Wegen der Einsturzgefahr wurde nur von außen mit Schaum und Wasser gelöscht. Man lasse das Gebäude kontrolliert abbrennen, hieß es.

Während des Einsatzes wurde ein Feuerwehrmann leicht verletzt. „Wegen der Hitze platzte ein Löschschlauch. Der Kollege wurde von dessen Teilen getroffen“, so die Feuerwehr. Nach dem Ende der Löscharbeiten am Freitag rückten die polizeilichen Brandermittler an. Doch bereits während der Löscharbeiten tippten Experten auf Brandstiftung. Ein Sprecher der Feuerwehr sagte, man sei in den vergangenen Wochen ständig auf dem Gelände im Einsatz gewesen. „Dieses Mal waren es aber nicht nur zündelnde Kinder und Jugendliche.“ Die Ruine sei nicht richtig gesichert gewesen. Im Januar brannten bereits Teile der Decke, im Februar stand eine Saunahütte in Flammen.

Seit der Schließung 2002 hatte sich das Blub ähnlich wie der heruntergekommene „Spreepark“ am Plänterwald zur verbotenen morbiden Attraktion entwickelt. Graffititrupps besprühten es, Skater übten auf brüchigen Podesten, Obdachlose zogen sich in Nischen zurück, Fotografen hielten den maroden Charme fest. Erst am Mittwoch war ein Fotograf im Gebäude von mehreren Männern beraubt worden, als er Bilder machen wollte. Die Räuber brachen ihm die Nase und nahmen ihm die Kamera ab.

Ganz anders war das Bild am 14. Februar 1985. Da weihte der damalige Geschäftsführer Harald Frisch das für 44 Millionen Mark errichte Badeparadies mit viel Prominenz ein. Es punktete mit Wellen- und Brandungsbecken, Kräuterdampfbad, Saunalandschaft, Bikinibar, Whirlpools, Außenbecken. Die Szene feierte Bath-Partys und sogar ein maritimes Kinofest. Augenzeugen wie Atila Altun (45) erzählen: „Wir gingen mit Mädchen und Jungen hin, oft mehr als 20 Leute. Die Attraktionen waren einmalig. Kleine Separees im Becken waren damals die sogenannten ,Liebesgrotten’, wohin man sich zum Knutschen zurückzog.“

Doch in den späten Neunzigern machten gewalttätige Jugendgangs Probleme, die Besucherzahlen halbierten sich, marode Technik wurde nicht modernisiert, vom Kanal kamen die Ratten – 2002 machten die Behörden das „Blub“ aus hygienischen Gründen dicht, 2005 war es zahlungsunfähig. Nur die Saunalandschaft „Al Andalus“ blieb bis 2012 erhalten. Im selben Jahr erwarb die Münchner Höcherl-Gruppe das Areal, um dort nach dem geplanten Blub-Abbruch 450 Mietwohnungen zu bauen. 2020 sollen die Häuser fertig sein. Die Abrissarbeiten werden nun vermutlich rasch beginnen.

Timo Kather, Christoph Stollowsky

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