Brandenburg: Die Männer für ganz weit oben
Beim Brand bewährten sich die Höhenretter der Feuerwehr – gegründet wurde die Truppe in der DDR
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Berlin - Beim Philharmonie-Brand turnten sie in 40 Metern Höhe auf dem glatten Dach herum, immer wieder von Rauchschwaden verdeckt, schlugen sie Löcher in die Dachhaut, um an die Brandnester heranzukommen. Olaf Schmäh ist Einsatzleiter der Höhenrettungsgruppe der Berliner Feuerwehr. Beim Brand der Philharmonie hat sich sein Team erneut bewährt.
1996 wurde die Höhenrettergruppe neu gegründet, seither sind ihre rund sechzig Mitglieder zentral in der Feuerwache Marzahn stationiert. Dabei spielt auch die Tradition eine Rolle, denn eine solche Spezialabteilung gab es bis zur Wende nur in Ost-Berlin. Damals wurde sie abgewickelt, aber schließlich aufgrund der guten früheren Erfahrungen wieder aufgestellt. Olaf Schmäu ist seit 1999 dabei und noch immer von seinem Job fasziniert. „Man muss topfit sein, sich auch in großen Höhen sicher fühlen und eine spannende Technik beherrschen“, sagt er. „Das ist eine ständige Herausforderung.“
Schmäu klettert beim Training den 180 Meter hohen RBB-Sendemast an der Heerstraße hinauf oder durchs Gitterdach des Sony-Centers, übt Abseilen am Kletterfelsen in Marzahn und rennt mit voller Feuerwehrausrüstung plus Atemmaske- und Flasche in sechseinhalb Minuten die 39 Stockwerke des Park Inn-Hotels am Alexanderplatz hoch: So übt Schmäu für Spezialeinsätze bei Unfällen oder Bränden in großer Höhe oder in der Tiefe. Der 42-Jährige Schmäu ist auch Ausbilder.
Die Höhenretter müssen „ran“, sagt Schmäu, wenn die normale Feuerwehrtechnik an ihre Grenzen stößt, also beispielsweise Drehleitern zur Personenrettung nicht hoch genug hinaufreichen oder in engen Hinterhöfen kein Platz für sie da ist. In solchen Situationen rückt ein Team von fünf Mann mit einem speziellen Gerätewagen aus. Sie haben bis zu 200 Meter lange Seile dabei, Flaschenzüge, spezielle Sitze zum Abseilen, Karabinerhaken und vieles andere, was zur Ausrüstung eines Bergsteigers gehört. Am Einsatzort müssen sie herausfinden, ob es noch möglich ist, durchs Treppenhaus mit Atemschutz in die höheren Etagen vorzudringen. Droht dabei Gefahr, sind ihre Fähigkeiten als Fassadenkletterer gefragt. Und oben angekommen, müssen sie in Sekundenschnelle stabile Haltepunkte wie Heizungsrohre für ihre Seilkonstruktionen finden, mit denen sie die bedrohten Bewohner zum sicheren Boden hinablassen.
Schmäu, gelernter Baumaschinist, hat nach seiner Ausbildung zum Feuerwehrmann einen zweiwöchigen Spezialkurs absolviert und anschließend einen Lehrgang an der Brand- und Katastrophenschutzschule in Magdeburg, dazu ständige Fortbildungen. Seine Hilfe ist nicht nur bei Bränden gefragt: Er kletterte in den vergangenen Monaten auf Kräne oder Strommasten, um Lebensmüde davon abzubringen, sich in den Tod zu stürzen. Oder er seilte sich in den Fahrstuhlschacht eines Rohbaus ab und barg einen abgestürzten Arbeiter.
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