Brandenburg: „Die Sahnehaube ist weg“
Unwetter verwüstet Felder in der Mark / Für viele Landwirte geht es um die Existenz
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Unwetter verwüstet Felder in der Mark / Für viele Landwirte geht es um die Existenz Von Sandra Schipp Seelübbe - Als Landwirt Martin Krause am frühen Freitagmorgen vor seinen Feldern stand, wollte er seinen Augen nicht trauen: Über Nacht hatte ein Unwetter das Getreide niedergemäht. Viele Halme konnten das Gewicht der fast reifen Ähren in Sturm und Regen nicht mehr halten und knickten einfach um. Als hätte eine riesengroße Hand die Felder kräftig durchgestrubbelt, so sah es in der nordwestlichen Uckermark vielerorts aus. Dabei hatten die Bauern nach den Wetterkapriolen der vergangenen Jahre verzweifelt auf eine gute Ernte gehofft. Zwar sind Hopfen und Malz noch nicht verloren, doch die Wetteraussichten für die nächste Woche sind alles andere als rosig - und mit jedem Regentag verschwindet ein Stück Optimismus. Das Unwetter der Nacht habe „ganze Felder vollkommen niedergemacht“, klagt Holger Brantsch vom Landesbauernverband. Endlich hätten die Bauern ein Erntejahr in Aussicht gehabt, das sie mit einer schwarzen Null oder sogar mit einem Plus hätten abschließen können. Doch ausgerechnet kurz vor Erntebeginn habe das Wetter wieder einmal Kapriolen geschossen. Nässe auf den Feldern könnten die Landwirte noch verkraften. Sie müssten dann zwar ihr Getreide für teures Geld nachtrocknen, aber das sei das kleinere Übel. Doch wenn Sturm und Hagel tobten, könne so manches Feld nur noch umgepflügt werden. „Noch mehr solcher Nächte, dann ist es vorbei“, sagt Bratsch. Die Bauern benötigten dringend ein gutes Erntejahr, um die großen Löcher der Dürre- und Hochwasserjahre zu schließen. Doch davon ist die Krause/Suhr GbR in Seelübbe bei Prenzlau seit Freitagnacht wieder weit entfernt. Bis zu 400 Hektar, fast die Hälfte der Betriebsfläche, hat es erwischt. „Die Sahnehaube ist weg“, sagt Martin Krause, der mit erheblichen Ernteverlusten rechnet. Schätzungsweise 20 bis 30 Prozent werden auf dem Acker bleiben. Viele Getreidehalme liegen so flach auf der Erde, dass ein Mähdrescher sie nicht mehr ernten kann. Zudem sind viele Körner aus den Ähren gefallen. Und teurer wird die Ernte auch noch, weil viel mehr Technik nötig ist. „Alle Kulturen hat es erwischt“, sagt Krause. Sind die Halme von Weizen und Gerste erst einmal umgeknickt, kann das Getreide nicht mehr richtig reifen, und das hat Auswirkungen auf die Qualität. Wirklich schlimm könnte es werden, wenn es in den nächsten Wochen regnerisch bleibt. Dann könnte Pilzbefall dem Ganzen noch die Krone aufsetzen. Das Getreide wäre nur noch mit teuren Spezialverfahren zu trocknen, und die Ernte würde Verluste statt Gewinne bringen. Schon das dritte Jahr in Folge macht Petrus den Bauern das Leben schwer. So eine Pechsträhne habe er bisher noch nie erlebt, sagt Krause. Nach mehreren schweren Jahren sei er eigentlich optimistisch gewesen. Auf den Feldern habe es recht gut ausgesehen. Doch schon eine alte Bauernweisheit sage, dass auf sieben gute Jahre sieben schlechte folgen. Und die 90er hätten wirklich gute Ernten gebracht. Für den 1991 gegründeten Wiedereinrichterbetrieb wird es zwar schwierig, doch um die Existenz muss Krause nicht bangen. Nur Investitionen kann er sich nicht mehr leisten. Also wird bei den Fungiziden gespart, und anstatt Saisonarbeitskräfte zu beschäftigen, macht Krause vieles alleine. Insbesondere bei den großen Agrarunternehmen in der Region sieht es jedoch richtig dramatisch aus. Inzwischen geht es für einige Betriebe um die nackte Existenz. Wenn der Wettergott noch einmal zuschlägt, dürfte ihnen auch Beten nicht mehr helfen.
Sandra Schipp
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