Brandenburg: Die Spree im Keller
Die Mark ist zu trocken, doch Berlin mangelt es auch langfristig nicht an Wasser
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Berlin/Potsdam - Weltweit wird am heutigen Tag des Wassers daran erinnert, dass eine Milliarde Menschen keinen sicheren Zugang zu Trinkwasser haben. Experten warnen außerdem davor, dass Wassermangel und Versteppung auch in Brandenburg – einst das gewässerreichste Bundesland – zu ernst zu nehmenden Problemen werden. Knapp 80 Prozent der märkischen Feuchtgebiete seien in den vergangenen Jahren verschwunden. Inzwischen sei der Grundwasserspiegel schon so niedrig, dass etwa in der Schorfheide fast 20 Seen austrockneten.
Doch während Brandenburg unter der Trockenheit leidet, werde in Berlin zu wenig Wasser verbraucht – sagen die Wasserbetriebe. In der Hauptstadt sei ausreichend Trinkwasser vorhanden. Durch das Sparen an Wasser würden die Kosten für die Abwasserentsorgung in die Höhe getrieben. Darauf machten gestern die Verbände der Wasserwirtschaft aufmerksam: Abwasserleitungen, die eigentlich 100 Jahre halten sollten, seien jetzt schon nach zehn Jahren reparaturbedürftig, weil zu wenig Wasser durchfließe, erklärte der Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft. Die Gebühren stiegen im Jahr 2005 im bundesweiten Schnitt um 1,4 Prozent an, in Berlin sogar um etwa fünf Prozent. Sie sollen aber nun weitgehend stabil bleiben, hieß es.
In Berlin sei allein in den vergangenen 20 Jahren der Trinkwasserabsatz um mehr als 40 Prozent zurückgegangen – unter anderem wegen sparsamerer Haushaltsgeräte, aber auch wegen des Abbaus großer Industrieanlagen. Der Grundwasserspiegel müsse an einigen Orten sogar durch Abpumpen künstlich niedrig gehalten werden – sonst würden ganze Straßen überschwemmt, sagte der Sprecher der Berliner Wasserbetriebe, Stephan Natz. Die Kaulsdorfer Seen in Hellersdorf seien ein Beispiel dafür, ergänzten Experten. Die Umgebung der Wassergruben war vor ein paar Jahren trockener als heute. Die Grundwassertrichter dort hätten sich aber schnell wieder aufgefüllt. Nun hätten Anwohner dort sogar über feuchte Keller zu klagen.
Wenig Wasser führten hingegen die aus Brandenburg kommenden Flüsse. Wenn die Spree nicht an der Mühlendammschleuse in Berlin-Mitte aufgestaut würde, wäre sie nur noch ein Rinnsaal. „In Mitte könnte man dann zu Fuß durch den Fluss waten“, sagte Natz. Die Wasserversorgung Berlins sei aber auch in den nächsten Jahren bei jedem Wetter überall gesichert.
Die Senatsumweltverwaltung hat für die Beschwerden der Wasserbetriebe dennoch kein Verständnis. „Die Wasserleitungen sind oft einfach zu groß“, sagte eine Sprecherin. Auch aus dem Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei hieß es, dass ein sparsamer Umgang mit Wasser wünschenswert sei. Allerdings bestehe keine Gefahr, das Berlin austrockne. Der Senat sieht für solche Szenarien keine „seriösen Berechnungsmöglichkeiten“.Hannes Heine
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