Brandenburg: Die Stadthasen buddeln wieder
Tierliebhabern wird jetzt warm ums Herz, und Kleingärtnern stellen sich die Nackenhaare auf
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Tierliebhabern wird jetzt warm ums Herz, und Kleingärtnern stellen sich die Nackenhaare auf Von Marlis Schaum Berlin. Tierliebhabern wird jetzt warm ums Herz, und Kleingärtnern stellen sich die Nackenhaare auf: nach vier Jahren gibt es zum ersten Mal wieder eine stabile Population von Wildkaninchen in Berlin. Vor allem im Tiergarten, am Alexanderplatz, auf Friedhöfen, an Bahngleisen und den Flugplätzen buddeln sich die Nager wieder öfter durch das Erdreich. „Genaue Zahlen können wir nicht nennen, aber seit einem halben Jahr haben wir einen leichten Anstieg der Zahl der Tiere zu verzeichnen. Vor vier Jahren waren die Kaninchen eine echte Plage, dann kam Myxomatose und raffte fast alle dahin“, sagt Derk Ehlert, der Jagdreferent des Landes Berlin-Brandenburg. Myxomatose ist eine unheilbare Virusinfektion, die auf Menschen nicht übertragen werden kann, für die Kaninchen aber meist tödlich verläuft. Noch freuen sich Ehlert und alle Wildtierfreunde über die graubraunen Mümmelmänner, die derzeit in Berlin leben. Sie gelten erst dann als Plage, sobald die Schäden durch ihre Nageattacken und den Höhlenbau überhand nehmen. Wenn unterhöhlte Bahngleise und Gehwege plötzlich zu einer Gefahr für die menschlichen Stadtbewohner werden. Oder wenn Kleingärtner und Grünanlagen-Besitzer vermehrt anrufen, weil ihre Pflanzen und Sträucher langsam verenden. Dann rücken Ehlert und seine Kollegen aus und prüfen den Schaden. Ist er tatsächlich sehr groß, kommen die Jäger. Die verlassen sich auf die Hilfe von speziell abgerichteten Greifvögeln und Frettchen, Beizjagd nennt sich das. Schießen dürfen sie nicht. „Man kann ja hier nicht ohne weiteres herumlaufen und rumballern, auf Kaninchen in der Stadt erst gar nicht“, sagt Derk Ehlert, „da bleibt einerseits nicht viel vom Tier übrig, und der Einsatz von Schrot ist in Berlin verboten.“ Die Beizjagd eliminiert aber nur die Spitze. Denn so gerne wie Kaninchen in Rudeln leben, so schnell vermehren sie sich auch. Jede Häsin wirft 24 bis 98 Jungtiere im Jahr. Die sind wiederum bereits nach einem halben Jahr geschlechtsreif. Natürliche Feinde haben die Wildkaninchen in der Stadt kaum, und Futter gibt es reichlich. Gräser, Kräuter, frische Triebe, Knospen, Rinde von Bäumen und Sträuchern, Getreide, Gemüse aus Gärten und von Hamburgerresten werden bereitwillig verzehrt. Es könnte also nicht mehr lange dauern, bis die Freude über die wachsende Hasenpopulation in Ärger umschlägt. Wer plant, sich zu Ostern einen der Stadthasen zu fangen, macht sich im Übrigen strafbar. „Dem Häschen in der Grube muss man helfen, das Häschen in der Pfanne kaufen, und Mitnehmen ist illegal.“, warnt Derk Ehlert.
Marlis Schaum
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