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Mehr als skurril. Ein Auto wird irgendwo gestohlen und taucht als typgleicher Doppelgänger irgendwo auch wieder auf. Es ist schon ein großer Zufall, wenn beide Autos sich dann treffen.

© Heiko Wolfraum/dpa

Diebstahl: Die Verdoppelung eines Autos

Da staunt selbst die Brandenburger Polizei. Zwei identische Wagen mit identischem Nummerschild fuhren auf den Parkplatz der Polizeistation. Die Autodiebe waren diesmal besonders kreativ.

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Angermünde - Alles hatte die Bande einkalkuliert, nur nicht den berühmten Kommissar Zufall. Sie hatten auf Bestellung einen hochwertigen BMW geklaut, die Papiere und das Kennzeichen gefälscht, nun musste der 60 000-Euro-X5 nur noch über die polnische Grenze gebracht werden. Doch die Kriminellen hatten weder mit einem mutigen 60-Jährigen noch mit der Möglichkeit eines derartigen Zufalls gerechnet. Die Geschichte, über die Brandenburgs Polizei gerade lacht, geht so: Am Dienstag sah ein Mann auf einem Angermünder Supermarktparkplatz den Wagen seiner Frau, eben den X5, mit dem Kennzeichen seiner Frau, aber mit einem fremden Mann am Steuer. Oha, ein Autodieb, denkt sich der 60-Jährige. Er reißt die Tür auf und den jungen Mann heraus, springt hinein und rast davon. Während der Fahrt denkt er, komisch, innen sieht das Auto doch anders aus. Er telefoniert mit seiner Frau, „nein, mein Wagen steht hier“. Nach kurzer Konfusion fährt das Neukünkendorfer Ehepaar mit zwei äußerlich identischen BMW X5 zur Angermünder Polizeiwache. Nun ist es an den Beamten, zu staunen.

Auf der Wache erfährt das Paar, dass die Verdoppelung ihres BMW einem Mann im westfälischen Münster gehört und dass sie gerade einen professionell organisierten Autodiebstahl vereitelt haben. Der andere Wagen war nur Stunden zuvor gestohlen worden. Um an der Grenze nicht aufzufallen, hatte sich die Bande die Mühe gemacht, nicht nur die Papiere zu fälschen, sondern auch ein identisches Fahrzeug auszuspähen, dessen Kennzeichen dann nachgeprägt wurde. Die Soko „Grenze“ der Brandenburger Polizei vermutet, dass der Wagen durch Polen hindurch in ein anderes Land gebracht werden sollte. Möglicherweise stammte der Fahrzeugschein aus einem Einbruch in eine Zulassungsstelle oder eine andere Behörde, mehrfach hatten Unbekannte dort Tresore mit Blanko-Dokumenten in großer Zahl erbeutet. Der Sprecher der Polizeidirektion Ost, Ingo Heese, sprach im Fall des BMW X5 von einer professionell handelnden Bande. „Das war kein zufällig geklautes Auto.“ Dass der Diebstahl durch einen Zufall aufflog, sei bemerkenswert. Glücklicherweise habe der junge Mann im gestohlenen Wagen keinen Widerstand geleistet; ganz ungefährlich sei das Handeln des 60-Jährigen nicht gewesen, sagt Heese. Juristische Folgen wird sein Handeln vermutlich nicht haben, sagte Heese weiter. Zwar habe der Mann letzlich ein fremdes Auto geraubt, er sei ja aber davon ausgegangen, dass es der Wagen seiner Frau sei.

Vor einer Woche hatte es auf der Autobahn A2 bei Potsdam einen ähnlichen unzufälligen Zufall gegeben. Da wurde ein Mercedes-Fahrer von einem identischen Wagen mit dem gleichem Kennzeichen überholt. Die Polizei stoppte den zweiten Transporter – er hatte 500 000 Schmuggelzigaretten geladen. In diesem Fall war der Mercedes Vito aus Polen gekommen.

Aber auch echte Kommissare waren erfolgreich an der Grenze. Zivilfahnder wollten in der Nacht zu Donnerstag bei Hohenwutzen einen verdächtigen polnischen Kleintransporter stoppen. Da der Fahrer flüchten wollte, konnte der Wagen erst durch einen Nagelgurt auf der Straße angehalten werden. Dem unbekannten Fahrer gelang die Flucht, geladen hatte der Transporter zwei gestohlene Motorräder und Pkw-Felgen. Sie stammen aus einem Einbruch in ein Strausberger Autohaus. Am Nachmittag hatten Beamte auf der A11 kurz hinter der Anschlussstelle Werbellin einen als gestohlen gemeldeten VW Multivan gesichtet und gestoppt. Ein 23-jähriger Pole wurde festgenommen.

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