Brandenburg: Die Welt nicht zu Gast
Nach Absage der geplanten WM-Zeltlager wird Brandenburg wohl kaum ausländische Fußballfans sehen
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Paaren/Potsdam - Das kleine Dorf Paaren/Glien hat den Ansturm von fast 40 000 Besuchern schadlos überstanden. Niemand störte sich an den langen Autoschlangen, am Krach der Aktionsbühnen und den vielen Fremden in der Dorfkneipe. Die Brandenburger Landwirtschaftsausstellung hatte zwischen Himmelfahrt und gestern den Ort in einen Ausnahmezustand versetzt – wie jedes Jahr. Vor diesem Hintergrund erscheint die Absage des lange geplanten Zelt- und Wohnwagenlagers für Fußball-Fans erst recht absurd.
Genau auf dem Platz, wo vier Tage lang tausende Autos parkten, sollten die Fans zur WM schlafen und feiern. Das Gelände liegt weit von den Häusern des Dorfes entfernt. Doch eine Bürgerinitiative wollte die Gäste nicht, das ganze Dorf machte sich an die Sammlung von Unterschriften. „Wir sehen unsere Sicherheit in Gefahr“, hieß es, obwohl die Polizei keine Bedenken hatte und es auch keine Anzeichen gab, dass nun gerade Hooligans nach Paaren einfallen würden.
Die Organisatoren des Zeltlagers gaben entnervt auf – und zogen nach Leipzig ins Bruno-Blache-Stadion. Wo einst der inzwischen in der Versenkung verschwundene 1. FC Lokomotive Leipzig DDR- Oberligaspiele bestritt, soll nun WM- Stimmung herrschen. Leipzig hatte die Chance für zusätzliche Tourismuswerbung erkannt und den Plan unterstützt.
Dagegen verpasste Brandenburg erneut eine Möglichkeit, sich als wirklich offenes Land zu präsentieren. Ludwigsfelde als Ersatzstandort – wo ebenfalls ein WM-Zeltlager geplant war – spielte in den Überlegungen der Organisatoren von vornherein nur eine kleine Rolle. Paaren/Glien war ja gerade wegen seiner Lage im Dreieck der WM-Spielorte Leipzig, Berlin und Hamburg ausgesucht worden.
Schloss Börnicke bei Bernau schien dagegen für kurze Zeit eine Alternative für Paaren zu sein. Doch wie berichtet wurde nun auch dieses Camp, das speziell für Touristen aus Japan und Südkorea konzipiert war, abgesagt.
Wird Brandenburg ansonsten aber tatsächlich zur „fußballfreien Zone“, wie die Tourismus-Vermarkter des Landes entsprechende Angebote im Internet zusammenfassen (www.fussballfreie-zone.de)? Ganz so weit wird es wohl nicht kommen: Mehr als 60 Städte und Dörfer planen WM-Feste mit Live-Übertragungen auf ihren Marktplätzen. Claus-Dieter Steyer
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