Von Patricia Driese: Die Weltmacht kommt ins Dorf
Der kleine Ort Meseberg bereitet sich auf den Besuch von US-Präsident Bush vor – diesmal geht es ungewöhnlich ruhig zu
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Meseberg - In den Vorgärten blühen Rosen, hier und da grinst ein Gartenzwerg, alle halbe Stunde fährt ein Auto über die Hauptstraße. Meseberg ist ein ruhiges Dörfchen 70 Kilometer nördlich von Berlin. Doch plötzlich hetzt ein sonnenverbrannter Gärtner vorüber. Er muss im Schlossgarten die Birnbäume gießen. Bald darf er ihn nicht mehr betreten, denn der mächtigste Mann der Welt wird im Schloss übernachten: Am Dienstag empfängt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gemeinsam mit ihrem Ehemann den US-Präsidenten George W. Bush samt Gattin zu einem zweitägigen Besuch im Gästehaus der Bundesregierung.
Das Häuschen von Rudi Auer steht nur 200 Meter entfernt vom Schloss. Bald wird das ganze Dorf abgeriegelt, und der 63-Jährige kommt nur noch mit Passierschein zum Supermarkt in den nächsten Ort. Er kennt das schon. Das französische Staatsoberhaupt Nicolas Sarkozy war schon da und auch dessen Kollegen und Regierungschefs aus Polen, Italien, Tschechien, den Niederlanden. Den größten Zirkus gab“s beim Besuch des israelischen Regierungschefs Ehud Olmert, sagt Auer. Da habe man ihn zunächst nicht einmal zum Arztbesuch durch die Absperrungen lassen wollen.
Verglichen mit den letzten beiden Besuchen von George W. Bush in Deutschland, hält sich die Aufregung in Meseberg jedoch in Grenzen. Die dunkelgrün-weiß gestrichenen Hubschrauber des US-Präsidenten kreisten am Wochenende zur Übung zwar schon durch die Lüfte. Vor zwei Jahren in Stralsund mit anschließendem Wildschwein-Grillen in Trinwillershagen oder bei Bushs Auftritt beim G-8-Gipfel von Heiligendamm im vergangenen Jahr bestimmte aber eine ganz andere Nervosität die Szenerie.
Im Januar 2007 übergab die Messerschmitt-Stiftung das 1737 errichtete Barockschloss, das sie zehn Jahre lang für 25 Millionen Euro renoviert hatte, der Bundesregierung. Nun dient es „besonderen Treffen in ruhiger Atmosphäre“, wie der Pressesprecher im Kanzleramt, Karl Schlich, sagt. Merkel und ihr Ehemann Joachim Sauer werden das Ehepaar Bush am Dienstagabend am Landeplatz des Hubschraubers begrüßen, der die beiden vom Flughafen Berlin-Tegel in das 180 Einwohner zählende Dorf bringt. Dann wird im Schloss gegessen. Am Mittwochmorgen stehen ein Gespräch und eine Pressekonferenz auf dem Programm. Und dann ist am frühen Nachmittag schon Schluss.
Im vergangenen Sommer lud Merkel alle Meseberger zu einem Fest ein und schüttelte auch Auer die Hand. Gerne würde er jetzt Bush sehen und fragen, warum er im Irak Krieg führt. Aber dazu wird es wohl nicht kommen. Polizisten werden das Dorf belagern. Doch Auer nimmt den Trubel mit Humor. Die Weltmacht bleibe ja nur zwei Tage in Meseberg. Danach werde wieder Ruhe einkehren. (dpa)
Patricia Driese
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