Brandenburg: Direktflug Bonn – Berlin
Hartmut Mehdorn stänkert am BER, seine Vorgesetzten suchen schon mal einen Nachfolger. Nun trifft sich Berlins neuer Regierender mit einem Kandidaten. Er ist nicht der einzige
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Hartmut Mehdorn hat wohl schon geahnt, dass es schlecht um ihn steht. Vielleicht hat der BER-Chef, was nicht untypisch für seine direkte Art wäre, den jüngsten Krach mit Berlin, Brandenburg und dem Bund als Eigentümer der Flughafengesellschaft auch provoziert.
Denn eine Aussage, mit der der 72-Jährige am Wochenende Turbulenzen ausgelöst hatte, wird nun wohl zur sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden. „Entweder der Aufsichtsrat traut seiner Geschäftsleitung“, hatte Mehdorn dieser Zeitung gesagt, „oder er sucht sich eine neue.“ Zudem war publik geworden, dass der BER-Chef die Eigentümer der Flughafengesellschaft nicht in die Bücher schauen lassen will und das externe Controlling durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft boykottiert. In Schreiben an den scheidenden Aufsichtsratschef und noch Regierenden Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit (SPD) und ans Bundesverkehrsministerium wütete Mehdorn und sprach gar von Inquisition.
Doch nun sieht es danach aus, dass das Ende der Mehdorn-Ära am Flughafen bereits begonnen hat. Nach Informationen des „Handelsblatts“ wird bereits nach einem Nachfolger für Mehdorn gesucht, der seit 2013 Flughafenchef ist. Sein Vertrag läuft Ende Februar 2016 aus, bis Februar 2015 muss Mehdorn angezeigt werden, ob man mit ihm weitermacht. Und genau das will man, wie sich nun zeigt, offensichtlich nicht. Ein Headhunter wurde bereits eingeschaltet, und zwar nach Informationen dieser Zeitung vom Bundesverkehrministerium. Aber die Vorbereitungen eines Wechsels sind weiter vorangeschritten als bislang bekannt.
Schon am gestrigen Montag wollen sich Dietmar Woidke, Ministerpräsident von Brandenburg, sowie Michael Müller, designierter Regierender Bürgermeister von Berlin, mit dem Kölner Flughafenchef Michael Garvens treffen. Auch Bundesvertreter sollen dabei sein, und Brandenburgs Vize-Ministerpräsident und Finanzminister Christian Görke (Linke), der sich bereits mit Garvens getroffen haben soll.
Dem Vernehmen nach ist Garvens der Favorit, aber nicht der einzige Kandidat. Auch der Münchener Flughafenmanager Thomas Weyer sei im Gespräch, berichten Luftfahrtkreise. Garvens und Weyer waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Es gebe Gespräche mit weiteren Kandidaten, hieß es am Montag in Gesellschafterkreisen.
Beide Namen fallen aber nicht zum ersten Mal im Zusammenhang mit dem Berliner Hauptstadtflughafen. Als der Aufsichtsrat im Februar 2013 einen Nachfolger für den früheren, entlassenen Flughafen-Geschäftsführer Rainer Schwarz suchte, hatte das Kontrollgremium bereits Kontakt zu Garvens und Weyer gesucht. Beide sagten damals ab – und Mehdorn trat an.
Weyer war früher einer der Geschäftsführer beim Berliner Flughafen. Allerdings gilt auch er als ein Mann der klaren Worte. Im Untersuchungsausschuss zum BER hatte er erst im Oktober die häufigen Personalwechsel beim Berliner Flughafenbetreiber kritisiert. Garvens wiederum, der an diesem Dienstag 56 Jahre alt wird, hat den Flughafen Köln-Bonn seit seinem Amtsantritt 2002 zu einem wichtigen deutschen Airport entwickelt. Zum einen setzte er dabei auf das Frachtgeschäft. So betreiben etwa UPS und FedEx dort Drehkreuze. Gleichzeitig konzentrierte sich Garvens auf die stark wachsenden Billig-Fluggesellschaften.
Gerade erst ist es Garvens gelungen, die neue Billigplattform auf der Langstrecke, die Lufthansa zusammen mit Turkish Airlines im kommenden Jahr starten will, nach Köln-Bonn zu holen. Der Flughafen konnte sich damit gegen potente Rivalen wie München durchsetzen – für Garvens ein wichtiger Schritt, den Flughafen weiter zur Hauptdrehscheibe für die so genannten Low-Cost-Carrier in Deutschland zu machen.
In Berlin ist allerdings weniger der Betrieb des Flughafens als vielmehr dessen Fertigstellung die aktuell brennende Aufgabe. Mit den Schwierigkeiten um die nicht funktionierende Entrauchungsanlage ist klar, dass der Flughafen frühestens 2017 eröffnen kann, wenn alles gut läuft. Allerdings ist mit dem früheren Siemens-Manager Jörg Marks ein Technikchef da, der bei den drei Eigentümern des Flughafens einen guten Ruf genießt und zuletzt gemeinsam mit Mehdorn den Eindruck vermitteln konnte, dass man wenigstens weiß, was zu tun ist. Notfalls eben ohne Hartmut Mehdorn.
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