Brandenburg: „DNA-Anlysen dauern bis zu einem Jahr“
Kriminalisten-Gewerkschaft: mehr Geld für Technik und Spezialisten / Schönbohm legt „Statistik“ vor
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Potsdam - Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) hat Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) aufgefordert, den Ermittlern mehr moderne Technik zur Verfügung zu stellen. Brandenburgs BDK-Landeschef Wolfgang Bauch führte gestern als Beispiel für die teils mangelhafte Ausstattung der Kriminalpolizei die Auswertung von DNA-Spuren an: „Die Untersuchung von an Tatorten – beispielsweise bei Einbrüchen – gesicherten DNA-Spuren durch das Landeskriminalamt dauere schon jetzt mindestens ein Jahr“, erklärte Bauch am Freitag. „Wie will man da Täter zeitnah ermitteln und stoppen?“, so Bauch weiter und führte zum Vergleich die Schweiz an, wo solche Untersuchungen in vergleichbaren Fällen „keine 14 Tage“ dauere. In anderen Bereichen der Kriminaltechnik, etwa bei der Begutachtung von Waffen, sei die Lage mindestens ebenso prekär, erklärte Bauch.
Bauch hielt dem Innenminister, der am Freitag in Potsdam eine vorläufige Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2006 vorlegte, vor im Bereich der Kriminalpolizei zu stark sparen zu wollen. In den nächsten zwei Jahren sollen im Zuge allgemeiner Personaleinsparungen im Land 400 Stellen bei der Kriminalpolizei gestrichen werden. Der hohe Strafverfolgungsdruck der letzten Jahre könne damit nicht mehr aufrechterhalten werden, so Bauch weiter. Der Chef der Kriminalisten-Gewerkschaft warnte vor einer „Zwei-Klassen-Sicherheit“ in Brandenburg: „War noch mit der Polizeireform 2002 die Kripo in den Schutzbereichen, also in den Wachen, vor Ort gestärkt worden, will man jetzt auf mehr Zentralisierung setzen.“ Ein Flächenland wie Brandenburg brauche aber „eine hoch spezialisierte Kripo – und das nicht nur im Speckgürtel um Berlin und in Großstädten, sondern auch in dünn besiedelten ländlichen Gebieten“, so Bauch.
Schönbohm hatte am Freitag in Potsdam ungewöhnliche Zahlen präsentiert: Noch vor der endgültigen und genauen Auswertung der Statistik für das Jahr 2006 hatte der Innenminister in eine vorläufige Polizeistatistik mit noch nicht endgültigen Zahlen vorgelegt. In Ministeriums- und Polizeikreisen war offen davon die Rede, dass sich der Minister vor dem CDU-Landesparteitag am 27. Januar noch mit guten Nachrichten präsentieren wolle – nach dem Motto: Brandenburg ist sicher.
Nach der vorläufigen Statistik für sind Kriminalität und Verkehrsunfälle 2006 weiter zurückgegangen. Besonders erfreulich sei dabei die in den vergangenen beiden Jahren registrierte Abnahme rechts motivierter Gewalttaten um rund 15 Prozent auf 89 Delikte (2004: 105 Delikte), so Schönbohm . Die Zahl links motivierter Gewalttaten sei von 17 (2005) auf 32 Fälle angestiegen.
Mit einem Rückgang erfasster Straftaten um 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 222 800 Delikte sei die Kriminalität in Brandenburg 2006 so niedrig „wie noch nie“ gewesen, sagte Schönbohm weiter. Gegenüber 1999 ist der Statistik zufolge sogar ein Rückgang der Straftaten um 11,5 Prozent zu verzeichnen.
BDK-Chef Bauch hielt dem Minister am Freitag entgegen, dass der Rückgang bei der Kriminalität in Brandenburg in den vergangenen Jahren fast ausschließlich auf den Anzeigen-Rückgang bei Diebstahlsdelikten zurückzuführen sei. Auf allen anderen Feldern stiegen die Fallzahlen hingegen an, so Bauch. pet/dpa/thm
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