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Querelen in der Union: Dombrowskis Schmähbrief gegen Tiemann

Saskia Ludwigs "General" Dieter Dombrowski macht Stimmung gegen Dietlind Tiemann, die am Samstag auf dem CDU-Landesparteitag für das Amt der stellvertretenden Parteichefin kandidieren will.

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Potsdam - Wenn so etwas aus SPD oder Linken publik würde, wäre es für Brandenburgs Union gewiss ein Skandal: Vor dem CDU-Landesparteitag am Samstag in Potsdam nutzt Generalsekretär Dieter Dombrowski jetzt sogar sein Amt aus, manche Chistdemokraten sprechen sogar von „Missbrauch seiner Funktion“, um im Sinne von Parteichefin Saskia Ludwig die Wahl von Brandenburgs Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann als stellvertretende Parteichefin zu verhindern. In einem den PNN vorliegenden offiziellen Schreiben, das Dombrowski als Kreischef im Havelland jetzt auf dem offiziellen CDU-Briefbogen an die dortigen Delegierten verschickte, diskreditiert Dombrowski offen Tiemanns Kandidatur - unter Verwendung interner Informationen aus seiner Funktion als Generalsekretär der Landespartei. Und er instruiert die Delegierten, wen sie auf dem Parteitag bitte wählen mögen. Zitat: „Ich möchte sie auch bitten, neben Barbara Richstein nachfolgende Kandidaturen bei den stellvertretenden Landesvorsitzenden zu unterstützen: Jan Redmann (Ostprignitz-Ruppin), Prof. Dr. Michael Schierack (Cottbus) und André Schaller, Bürgermeister von Rüdersdorf (Märkisch-Oderland).“ Das ist Ludwigs Wunschspitze.

Wie berichtet hat daneben aber auch gegen den Willen Ludwigs auch Brandenburgs Oberbürgermeisterin Tiemann ihre Kandidatur angekündigt - und eine Abkehr von der bisher wenig erfolgreichen Fundamentalopposition gefordert. Sie war jüngst bei der Oberbürgermeisterwahl in ihrer als „rot“ geltenden Stadt mit einem sensationellen Ergebnis von 56 Prozent gekürt worden. Zu dem für märkische Verhältnisse sensationellen Sieg hatte sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel gratuliert.

Vor diesem Hintergrund sind die ausführlichen Passagen, die Dombrowski in dem Schreiben Tiemann widmet, besonders brisant. Nachdem bislang intern ihre frühere SED-Mitgliedschaft ins Feld geführt wurde, hält Ludwigs „General“ der Oberbürgermeisterin detailliert Abwesenheit bei Landesvorstandssitzungen vor, wo sie seit Herbst 2009 als Beisitzerin ist. Zitat: „Kritisch anzumerken ist, dass Frau Dr. Tiemann in den beiden Jahren von insgesamt 19 regulären Landesvorstandssitzungen ein einziges Mal (!), und zwar am 10. Januar 2010 an einer Landesvorstandssitzung teilgenommen hat.“ Und dann: „Ich bitte Sie auch unter Berücksichtigung ihrer eigenen Arbeit in Vorstände der verschiedenen Parteigliederungen eine persönliche Bewertung vorzunehmen, ob es richtig ist, sich in einen Vorstand wählen zu lassen, mit einer Ausnahme 2 Jahre lang nicht an Vorstandssitzungen teilzunehmen und dann kurz vor einem Wahlparteitag die Arbeit und Ausrichtung des Landesvorstands medienwirksam zu kritisieren, um daraus den Anspruch auf ein Amt abzuleiten.“ Tiemann, die sich in den Sitzungen als Kreischefin regelmäßig hatte vertreten lassen, unter anderem wegen dienstlicher Verpflichtungen, lehnte einen Kommentar zu diesem Umgangsstil ab.

Vielleicht kann ihr Parteichefin Saskia Ludwig heute erklären, ob das Vorgehen ihres Generalsekretärs von ihr gedeckt ist. Wie es aus Parteikreisen hieß, wollen sich Ludwig und Tiemann am heutigen Donnerstag zu einem klärenden Krisengespräch treffen. 

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