Brandkatastrophe im Herzen der City West: Drei Tote bei einem Feuer in einem Saunaclub in Schöneberg
Ursache war ein technischer Defekt
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Berlin - Die Toten lagen im „Labyrinth“. Bei dem Brand in einem Saunaclub in Schöneberg sind am späten Sonntagabend drei Männer gestorben. Sie sind noch nicht zweifelsfrei identifiziert, teilte die Polizei mit. Ein weiterer Mann, 48 Jahre alt, erlitt schwerste Verletzungen.
Die Feuerwehr wurde um 22.23 Uhr in die Kurfürstenstraße gerufen. Der Saunaclub liegt in Parterre und Keller eines Seniorenheims an der Ecke zur Nürnberger Straße. Beim Eintreffen der Rettungskräfte standen etwa 25 kaum bekleidete Männer auf der Straße und schilderten, dass sich noch weitere Personen im stark verqualmten Inneren befinden müssten. Die Suche nach den Vermissten gestaltete sich nach Feuerwehrangaben als sehr schwierig, da der Saunaclub sehr verwinkelt ist. „Das heißt nicht umsonst Labyrinth“, sagte ein Feuerwehrmann. Dort sollen sich etwa 60 Kabinen befinden, die sich von außen und innen absperren lassen. Zahlreiche kleine Zimmer mussten mit der Axt aufgebrochen und kontrolliert werden. Erst nach 23 Uhr wurden die Toten gefunden. Im Gedenken an die Toten legten Passanten am Montag Blumen nieder.
Die Ursache für das Feuer soll ein technischer Defekt sein. Nach Angaben der Feuerwehr brannte es in einer abgehängten Zwischendecke, in dem viele Elektrokabel liegen. Gebrannt habe es nur auf etwa 30 Quadratmetern, hieß es bei der Feuerwehr. Die Toten starben nicht in den Flammen, sondern durch die giftigen Gase im „Darkroom Labyrinth“. „Rauch im Keller kommt schwer raus“, sagte ein Feuerwehrmann, die Hitze soll enorm gewesen sein. Wie es auf der Internetseite des „Steam Works“ heißt, der auch als „Apollo“ bekannt ist, soll sich der Club über 2000 Quadratmeter im Keller und im Parterre erstrecken. Die eigentliche Sauna sei nicht betroffen, hieß es.
Am Montagmorgen nahmen Experten des Branddezernats die Ermittlungen auf, das Haus war bis Mittag von der Polizei abgesperrt. Die Feuerwehr sprach von sechs Zugängen in den Club, von denen einer blockiert und verriegelt gewesen sei. Da viele Gäste aus dem Club in die Tiefgarage einer ebenfalls in dem Komplex untergebrachten Autovermietung flüchteten und dabei die Türen offen ließen, drang Rauch in das Treppenhaus der Seniorenresidenz am Zoo, die sich in den Etagen über dem Club befindet. Die Feuerwehr kontrollierte alle Etagen, die Bewohner konnten aber in ihren Zimmern bleiben. Zum Glück habe das Personal die Türen zum Treppenhaus dicht geschlossen gehalten. 2005, beim Brand in der Moabiter Ufnaustraße, waren neun Menschen gestorben, weil sie aus ihren Wohnungen in das brennende und verqualmte Treppenhaus gerannt waren.
Die Bewohner des Seniorenheims waren von dem Brand nur indirekt betroffen. Die Versorgung mit Strom und Telefon war unterbrochen. Erst am Montagnachmittag durften Handwerker den Kellerbereich betreten, um die Reparaturen zu beginnen. „Das Haus ist aus den 70er-Jahren. Bei uns gab es bislang keine Beanstandungen, was den Brandschutz anbelangt“, sagte die Heimleiterin.
Zuständig für den Brandschutz sind die Bauaufsichtsämter der Bezirke, doch die eigentliche Brandschutzprüfung bei Bauvorhaben oder Nutzungsänderungen nehmen staatlich vereidigte Prüfingenieure vor, die der Bauherr beauftragen muss.
Für Altbauten gilt beim Brandschutz ein Bestandsschutz, alte Elektroleitungen müssen nicht erneuert werden, solange von ihnen keine akute Gefahr ausgeht. Ob und wann der Saunaclub zuletzt saniert wurde, ist unklar. Die Betreiber waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Solche Clubräume müssen mindestens alle fünf Jahre geprüft werden.
Jörn Hasselmann/Thomas Loy
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