Brandenburg: Dritte Runde im Geldfälscherprozess von Caputh
Landgericht verhandelt seit gestern gegen sieben weitere Mitglieder einer internationalen Bande
Stand:
Potsdam – Sieben weitere Mitglieder eines internationalen Geldfälscherringes im Alter zwischen 43 und 28 Jahren müssen sich seit gestern vor dem Potsdamer Landgericht verantworten. Die Anklage wirft den drei Libanesen, zwei Türken sowie zwei Deutschen vor, sich zwischen Januar und Dezember 2004 zu einer Bande zusammengeschlossen zu haben, um Geld in großem Stil zu fälschen und in den Verkehr zu bringen. Außerdem sollen einige der Angeklagten als zusätzliche Einnahmequelle Cannabis angebaut haben.
Bereits im vorigen Jahr wurden der Weißrusse Vladislav L., sein Landsmann Aliaksei S. sowie der Deutsch-Iraner Hasan Y. wegen derselben Anklagevorwürfe zu Haftstrafen zwischen viereinhalb und zweieinhalb Jahren verurteilt. Der Potsdamer Jens H. – er hatte gestanden, Erde und Anzuchttöpfe für die Cannabispflanzen zur Verfügung gestellt zu haben – erhielt im Januar 2006 eine Bewährungsstrafe.
Laut Oberstaatsanwalt Peter Steiniger richteten die Libanesen Hassan Ch., Najib B. und Khaled N., der aus der Türkei stammende Faruk G. sowie der bereits verurteilte Hasan Y. zwischen Dezember 2003 und April 2004 in einer Berliner Garage eine Druckwerkstatt ein, um falsche 100-Dollar-Noten herzustellen. Der als Spezialist für Wertpapierherstellung geltende Weißrusse Vladislav L. fertigte mindestens 100 Falsifikate, von denen 90 in den Verkehr gebracht und am Grenzübergang Frankfurt/Oder sichergestellt wurden.
Nach Meinungsverschiedenheiten zwischen den Bandenmitgliedern sollen sich Hassan Ch., Faruk G. und der bereits verurteilte Hasan Y. im Frühjahr 2004 entschlossen haben, die Fälscherwerkstatt nach Caputh zu verlegen, um hier fünf bis zehn Millionen Euro herzustellen und sie an unbekannte Abnehmer in Italien zu veräußern. Auf geeignete Räume in einer stillgelegten Gärtnerei soll sie der in Potsdam wohnende Angeklagte Tommy S. aufmerksam gemacht haben. Laut Staatsanwaltschaft wurden ihm für seinen Tipp 50 000 Euro versprochen. Falschgeldspezialist Vladislav L. soll anhand einer echten 50-Euro-Note die Druckvorlagen für die Vorderseiten der „Blüten“ erstellt haben. Der in die Machenschaften der Bande eingeweihte Marcus L. aus Berlin habe geeignetes Papier besorgt, von dem der Weißrusse L. mindestens 4243 Bögen einseitig bedruckte, so Oberstaatsanwalt Steiniger.
Zur Komplettierung der Druckbögen kam es allerdings nicht mehr. Per Internet offenbarte sich Vladislav L. im Spätsommer 2004 der Polizei. Am 16. Dezember 2004 wurde die Fälscherwerkstatt am Schwielowsee ausgehoben.
Der Prozess wird am 22. März fortgesetzt.
Gabriele Hohenstein
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