zum Hauptinhalt
Die Schulleiter an Brandenburgs Schulen sollen ein eigenes Budget für Vertretungslehrer bekommen.

© dpa

Brandenburg-Berlin: Drohender Lehrermangel auf dem Land

Brandenburgs Grüne fordern mehr Einstellungen / Studie: Anreize sollen Anwerbung unterstützen

Stand:

Potsdam - Mit entsprechenden Angeboten sollten die Randregionen des Landes in der Lage sein, dem drohenden Lehrermangel zu begegnen. Dies ist das Ergebnis einer von der Landtagsfraktion der Grünen in Auftrag gegebenen und am Mittwoch in Potsdam vorgestellten Studie. „Bildung ist für die Räume in der Peripherie des Landes das Allerwichtigste“, sagte Gabriela Christmann vom Leibnitz-Institut für Regionalentwicklung Erkner bei der Vorstellung der Studie im Landtag. Deswegen seien alle Anstrengungen nötig, um den drohenden Lehrermangel in den Randgebieten des Landes zu verhindern.

Christmann hat ein kleines Wissenschaftlerteam geleitet, das im Auftrag der grünen Fraktion im Landtag ein Gutachten zu den Möglichkeiten der Lehrerrekrutierung „in Schulen peripherisierter Regionen Brandenburgs“ erstellte. Wenn sich alle Institutionen bemühten, sei es beispielsweise auch in der Uckermark, der Prignitz oder dem Elbe-Elster-Kreis möglich, eine Bildungslandschaft zu erhalten, die für eine weitere positive Entwicklung dieser Regionen Voraussetzung ist. Kürzere Wartezeiten bei der Einstellung, Zuschüsse bei Fahrtkosten, Hilfen bei der Wohnungssuche oder beim Eigenheimbau durch die Gemeinden gehören aus Sicht der Wissenschaftler zu den sinnvollen Bemühungen. Vor allem aber müsse berücksichtigt werden, dass junge Lehrkräfte nach dem Studium oft schon mit einem Partner zusammenleben und zumeist gemeinsam Arbeitsplätze suchen. Das Land sollte bereits während des Studiums, das in aller Regel in Potsdam oder Berlin stattfindet, Kontakt zu den Lehrern von morgen aufnehmen. Der Ausbildungsteil, der an den Schulen stattfindet, sollte stärker dezentralisiert werden und junge Lehrer sollten größere Mitwirkungsmöglichkeiten im Schulalltag bekommen. Die freien Schulen, die wesentlich geringere Probleme bei der Gewinnung von Fachkräften zu haben scheinen, gingen da längst mit gutem Beispiel voran. Überlegt werden sollte aus Sicht der Gutachter auch eine andere, bessere Vergütung als in den verstädterten Landesteilen rund um Berlin und berücksichtigt werden sollte, dass sehr viele Lehramtsstudenten Wert auf die Verbeamtung legen.

Der letzte Punkt stieß bei Marie Luise von Halem, der Bildungsexpertin unter den grünen Abgeordneten, auf wenig Gegenliebe. Ansonsten allerdings sieht sie sich durch die Studie bestätigt. Die Landesregierung und die Gemeinden hätten sich bisher zu wenig mit dem Problem beschäftigt und nicht verstanden, dass eine gute Bildung entsprechendes Geld koste. Statt mit zusätzlichen Mitteln auf die Herausforderung zu reagieren, werde auch im Bildungssektor gespart. Die grüne Abgeordnete fordert ein Modellprojekt, mit dem die Vorschläge erprobt werden können. Sie verwies darauf, dass viele Lehramtsstudenten laut einer Befragung des Instituts durchaus bereit seien, über eine Arbeitsstelle im ländlichen Raum nachzudenken.

Die Zahl der Lehrer, die in den nächsten Jahren eingestellt werden müssen, ist umstritten. Die Studie geht von einem jährlichen Bedarf von etwa 600 neuen Mitarbeitern im Schuldienst aus. Das Bildungsministerium ist vorsichtiger und hat zunächst für das kommende Schuljahr etwa 150 Neuzugänge geplant. Bislang hatten die Randregionen eher einen Lehrerüberhang – das aber wird sich mit Sicherheit in den kommenden Jahren ändern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })