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Die Uni Potsdam unterstützt die Forderung, dass mit dem Geld die Studienqualität verbessert werden soll.

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Hochschulen in Brandenburg: Duale Studiengänge in der Kritik

37 Millionen aus den Bafög-Mitteln stehen den Brandenburger Hochschulen bald zur Verfügung. Doch was soll mit dem Geld gemacht werden?

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Potsdam - Gegen den weiteren Ausbau der dualen Studiengänge im Land Brandenburg hat sich die hochschulpolitische Sprecherin der Linken-Fraktion, Isabelle Vandré, ausgesprochen. Aufgrund der geringen Nachfrage dieser berufsorientierten Studiengänge sehe sie keine Notwendigkeit, diese mit den frei werdenden Bafög-Mitteln in großem Umfang auszubauen. Der Bund übernimmt seit 2015 die Bafög-Kosten, die Ersparnis bleibt bei den Ländern. Eine Kleine Anfrage der Linken an das Wissenschaftsministerium habe ergeben, dass in derzeit in sieben dualen Studiengängen in Brandenburg rund 150 Studierende immatrikuliert sind. Ein duales Studium verbindet das Hochschulstudium mit einer Berufsausbildung oder mit Berufspraxis in einem Unternehmen.

Problematisch sei zudem, dass die Hochschulen für diese Studiengänge einen sehr hohen Organisationsaufwand hätten, betonte Vandré. Zusätzlich bestehe die Gefahr, dass Unternehmen direkt Einfluss auf die Lehrinhalte nehmen. Die Linken-Politikerin interpretiert die Aussagen des Ministeriums dahingehend, dass es bei den Unternehmen in Brandenburg gar nicht die Kapazität für deutlich mehr Studienplätze in diesem Bereich gebe.

Vandré: Bafög-Mittel sollen die Lernbedingungen verbessern

Vom Wissenschaftsministerium hieß es dazu, dass die Vereinbarungen des Koalitionsvertrages bezüglich des Ausbaus der Studiengänge verbindlich sind. In welchem Umfang diese Ausbildungen weiter gefördert werden, sei noch nicht entschieden. In jedem Fall gehe es nur um einen Teil der frei werdenden Bafög-Mittel. Duale Studiengänge seien wichtig, weil sie ermöglichen, gut ausgebildete Fachkräfte zu bekommen und im Land zu halten.

Linken-Sprecherin Vandré hingegen spricht sich dafür aus, dass die zusätzlichen Millionen aus den Bafög-Mitteln für die Verbesserung der Lernbedingungen von Studierenden besser eingesetzt wären. Sie denke dabei beispielsweise an den Ausbau von Wohnheimplätzen, die Ausweitung der psychologischen und sozialen Betreuung, die Beratung von Studierenden und die Aufstockung von Kita-Plätzen für Studierende mit Kind. „Ich erwarte von der Landesregierung eine Analyse, die klärt, ob es überhaupt weitere Duale Studiengänge braucht“, so die Linken-Politikerin. Der Bedarf, die Rahmenbedingungen für das Studium zu verbessern, sei in jedem Fall gegeben.

Weniger Studienanfänger in Potsdam?

Die Universität Potsdam unterstützt die Forderung der Linken, die frei gewordenen Bafög-Mittel in erster Linie zur Verbesserung der Studienqualität einzusetzen. „Dies muss primär durch eine Verbesserung der nach wie vor desolaten Grundfinanzierung erfolgen“, hieß es auf Nachfrage. So ließen sich Qualitätsengpässe vermeiden und die Studierendenzahlen auf dem aktuellen hohen Niveau halten. „Andernfalls drohen bei allen brandenburgischen Hochschulen Einbrüche bei den Erstsemesterzahlen, was weitere Kürzungen der aus dem Hochschulpakt fließenden Bundesmittel nach sich ziehen würde.“ Als unternehmerische Universität verfüge die Potsdamer Uni bereits über bewährte Kooperations- und Weiterbildungsmodelle unter Einbindung der regionalen Wirtschaft, etwa den 2014 gegründeten „Partnerkreis Industrie und Wirtschaft“ sowie den Bereich „Executive Education“ und die universitätseigene UP Transfer GmbH für den Transfer von Wissen in Wirtschaft. „Eine Ausweitung dieser Transferaktivitäten durch geeignete duale Studienstrukturen, gemeinsam mit unseren Partnern aus Wirtschaft und Verwaltung, ist in Planung.“

Auch Studierendenvertreter teilen die Kritik der Linken, vor allem vor dem Hintergrund, dass zu wenig betriebliche Ausbildungsplätze bereitstünden. „In einer solchen Situation den aberwitzigen Plan, diese Studiengänge mit Millionenaufwand künstlich zu erhalten und auszubauen, zu verfolgen, lässt ernsthaft am Sachverstand der Landespolitik zweifeln“, so Daniel Sittler von der brandenburgischen Studierendenvertretung. Die rund 37 Millionen Euro Bafög-Mittel sollten zielgerichtet dazu verwendet werden, den brandenburgischen Hochschulraum besser zu finanzieren. 

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