Brandenburg: Dünner Notfahrplan
S-Bahnen fahren seltener als bei früheren Streiks / Regionalverkehr besonders, ICEs kaum betroffen
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Berlin/Potsdam - Kurz vor Beginn des bisher größten Lokführerstreiks versuchte sich die Bahn in der Region Berlin-Brandenburg nicht einmal mehr in Zweckoptimismus: Die Bahn rechnet nach Angaben eines Sprechers damit, dass in der Region bis Streik-Ende am Samstag nur 10 bis 15 Prozent aller Züge planmäßig fahren werden; und: der Ersatzfahrplan werde noch dünner ausfallen als beim letzten Mal. Bei der S-Bahn Berlin, einer Bahn-Tochter, hieß es gestern: „Wir müssen mit unseren Kräften haushalten, damit sie über längere Zeit einsetzbar bleiben.“
Als Minimum ist für alle Strecken ein 40-Minuten-Takt geplant. Anders als bisher soll aber selbst auf Stadtbahn und Ring nur etwa alle 20 bis 30 Minuten ein Zug fahren. Außerdem werden die meisten Linien so weit verkürzt, dass fast nirgends mehrere parallel fahren. Zwar wäre kurzzeitig auch mehr machbar, aber dann würde der S-Bahn bei weiteren Streiks sehr schnell die Puste komplett ausgehen, weil das verbliebene Personal nicht tagelang Doppelschichten schieben kann und darf. Für die Kunden ergeben sich als Faustregeln: früher starten, mit der jeweils nächsten S-Bahn so weit vorfahren wie möglich – oder gleich auf Bus, U-Bahn, Auto oder Fahrrad ausweichen, wenn es sich für die Route anbietet.
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) werden ebenso wie die S-Bahn ihr Callcenter personell aufstocken und nach Auskunft ihres Sprechers Klaus Wazlak wie zuvor den Betrieb auf der U 2 und U 5 nach Möglichkeit verstärken. Zusätzliche Fahrer habe man aber kaum in Reserve. Wenn das Gedränge auf einzelnen Buslinien in den Außenbezirken allzu groß werde, könne man auch kurzfristig eingreifen und zusätzliche Fahrten organisieren, aber generell gelte: „Wir können die S-Bahn nicht ersetzen.“ Noch problematischer werden manche Fahrten, weil die U 1 zwischen Gleisdreieck und Wittenbergplatz bis 21. Dezember unterbrochen ist. Umfahren werden kann die Lücke mit U 2 und U 3, die tagsüber von Westen bis zum Spittelmarkt verlängert wird.
Noch stärker dürfte der Streik die Passagiere im Regionalverkehr treffen: Die bundesweit angepeilten 50 Prozent der Zugfahrten „werden wir ganz bestimmt nicht schaffen“, sagte ein Bahn-Sprecher. Zumindest auf den wichtigsten Linien wie dem RE 1 werde man ein Minimalprogramm anbieten, aber auf weniger frequentierten Strecken wird so gut wie gar nichts mehr rollen. Genauere Prognosen wagte die Bahn vorab nicht. Stattdessen empfahl sie, sich vorab online oder über die Service-Telefone zu informieren. Ebenso wie bei der S-Bahn sollen die Mitarbeiter dort auch kurzfristig über den aktuellen Stand informiert werden, um auskunftsfähig zu sein.
Zwei Lichtblicke gibt es: Wer heute und morgen radelt oder zu Fuß geht, bleibt aller Voraussicht nach trocken. Und wer per ICE verreist, hat gute Chancen, dass alles planmäßig klappt. Blockaden durch bestreikte Güterzüge erwartet die Bahn nicht: Die meisten lasse man gar nicht erst auf die Strecke, hieß es.
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