
© Manfred Thomas
Darmkeim: Ehec: Vermutlich erster Todesfall in Brandenburg
Patient am Potsdamer Klinikum gestorben. Gefährlicher Erreger breitet sich weltweit aus
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Potsdam/Berlin - Möglicherweise gibt es auch in Brandenburg den ersten Todesfall durch Ehec. Ein mit dem gefährlichen Darmerreger infizierter Mann starb am Freitag im Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann. Der Mann litt aber unter schweren Vorerkrankungen, sagte eine Sprecherin des brandenburgischen Gesundheitsministeriums dieser Zeitung. Es sei daher nicht sicher, ob er daran oder an dem durch Ehec ausgelösten Nierenversagen starb. Der Mann war erst am 31.Mai aus einem anderen Krankenhaus ins Potsdamer Klinikum verlegt worden, sagte Kliniksprecherin Damaris Hunsmann. Auch sie spricht von „schweren internistischen Grunderkrankungen“, möchte diese aber aus Rücksicht auf die Angehörigen nicht näher beschreiben. Auch andere Angaben beispielsweise über den Wohnort des Verstorbenen wollte das Klinikum auf Wunsch der Verwandten nicht machen.
Zu internistischen Grunderkrankungen gehören beispielsweise Diabetes mellitus, Herzschwäche, Lungenentzündung oder Leberzirrhose. Der Verstorbene war Mitte 50 und litt an dem durch den Ehec-Erreger ausgelösten Hämolytisch-Urämischen Syndrom (Hus). Er war einer von sieben bestätigten Fällen im Land Brandenburg, die anderen sechs sind ebenfalls Patienten im Bergmann-Klinikum. Fünf leiden an Hus, akute Lebensgefahr soll für sie aber nicht bestehen. Im Potsdamer Klinikum gebe es noch genügend Kapazitäten, sagte Hunsmann. Auch Blutplasma sei noch in ausreichender Menge vorhanden.
Insgesamt erhöhte sich die Zahl der Verdachtsfälle in Brandenburg am Freitag auf 13, diese Patienten werden momentan in Potsdam, Ludwigsfelde, Schwedt und Frankfurt (Oder) behandelt. „Die meisten von ihnen waren in Norddeutschland oder hatten Kontakt zu Personen, die in Norddeutschland waren“, sagte die Sprecherin des brandenburgischen Gesundheitsministeriums, Alrun Kaune-Nüsslein dieser Zeitung. In Deutschland starben bislang 18 Menschen an den Folgen einer Infektion mit dem Bakterium.
Die Ehec-Erreger breiten sich unterdessen von Deutschland aus weltweit aus. Neben Deutschland kommen die meisten Fälle aus Schweden, wo bislang 28 Ehec-Infektionen und 15 Hus-Patienten gemeldet wurden. In Schweden kam es auch zum ersten Todesfall außerhalb Deutschlands. Von Infektionen betroffen sind auch Dänemark, die Niederlande, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Tschechien, Norwegen, Österreich, die Schweiz und die USA. Bei allen Fällen außer einem handelte es sich um Menschen, die aus Norddeutschland stammten oder dort gewesen seien, erklärte die Weltgesundheitsorganisation WHO. Bei dem anderen Fall habe der Patient mit einem aus Norddeutschland kommenden Menschen Kontakt gehabt.
Laut Auskunft des Robert-Koch-Instituts wurden bundesweit bis Freitag 1213 Ehec-Fälle und 520 Hus-Fälle übermittelt. In Berlin wurde der Ehec-Erreger in 31 Fällen nachgewiesen, teilte die Gesundheitsverwaltung mit, sechs mehr als bisher. 16 Hus-Fälle waren registriert. Ulrich Frei, Ärztlicher Direktor der Charité Berlin, kritisierte das Robert-Koch-Institut. „Es macht mich unruhig, dass die Endemie seit Anfang Mai läuft. Aber außer den verdächtigen Gurken aus Spanien haben wir immer noch keinen Hinweis auf die originäre Erregerquelle.“das/dpa/dapd
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