Brandenburg: Ein Fußballfest – mit Hilfe der Fifa
WM-Party am Brandenburger Tor soll auch mit Lottogeldern und privaten Sponsoren finanziert werden
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Berlin - Vor dem Brandenburger Tor in Berlin wird es am 7. Juni eine große Eröffnungsfeier zur Fußballweltmeisterschaft geben. „Ich gehe davon aus, dass Hunderttausende kommen werden“, sagte gestern der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. Der Eintritt sei selbstverständlich frei. „Wir tun das nicht nur für Berlin, sondern für die gesamte Republik.“ Das Fest für Fans soll einen Ausgleich schaffen für die abgesagte WM-Eröffnungs-Gala im Olympiastadion. Die FIFA hilft mit einer Million Euro. Der Senat will eventuell zusätzlich Lottogelder beantragen und hofft auf die Unterstützung privater Unternehmen und Veranstalter.
Ein konkretes Programm für das Ersatzfest gibt es noch nicht. Wowereit bat um etwas Geduld. Er sei sicher, „dass wir eine vernünftige Veranstaltung hinkriegen“. Es werde ein gemischtes Kulturprogramm geben, und zwar nicht nur auf Bühnen, sondern auch auf den Straßen ringsherum. Der Künstler André Heller, der eigentlich die Gala gestalten sollte, wolle gern Hilfestellung leisten. Der Senat werde auch versuchen, Medienpartner für die Berliner Eröffnungsfeier zu finden. Auch wenn nicht mit dem enormen Medienecho zu rechnen sei, dass die Fifa-Gala im Olympiastadion hervorgerufen hätte.
Auf das Angebot des Veranstaltungsprofis Willy E. Kausch – der die jährliche Silvesterparty am Brandenburger Tor managt – sowohl die Fanmeile als auch das Eröffnungsfest zu organisieren, reagierte Wowereit ausweichend. Die Bewerbungsfrist für die Organisation der Fanmeile laufe erst am 27. Januar aus. Außerdem seien beide Veranstaltungen unabhängig voneinander zu sehen. Dagegen forderten die Grünen im Abgeordnetenhaus den Senat auf, umgehend einen Veranstalter auszuwählen.
Der Präsident des Fußball-Weltverbands Fifa, Joseph Blatter, schrieb gestern an Wowereit. Die Fifa könne die Enttäuschung des Senats und der ehrenamtlichen Helfer gut verstehen. Die Absage sei dem Verband nicht leicht gefallen und man sei dankbar für das geplante Fest am Brandenburger Tor. Die Fifa unterstützt das Vorhaben auch – mit einer Million Euro. Zusätzlich zu den vertraglich vereinbarten Gelder für die Fanmeile. Senatssprecher Michael Donnermeyer bestätigte die Finanzspritze der Fifa.
Der Regierende wunderte sich allerdings „über das Schweigen im Walde“ bei der Bundesregierung. Weder das Kanzleramt noch das Bundesinnenministerium hätten sich bisher zu der Absage der Fifa geäußert. „Ich habe den Eindruck, dass da einige noch ihre Sprachfähigkeit suchen.“ Seine Verärgerung über die Absage, so Wowereit, habe sich seit Freitag nicht gelegt. Der Vorgang sei „einmalig und unglaublich“. Nicht nur Berlin stehe jetzt „blöd da“, sondern die ganze Bundesrepublik Deutschland.
Auf Schadensersatzforderungen hättedas Land Berlin ohnehin verzichtet. Schon deshalb, weil es kein Vertragspartner der Fifa ist und der immaterielle Schaden sich nicht geltend machen lässt. „Deshalb sollten wir diese Diskussion beenden“, forderte Wowereit. Ob die Olympiastadion GmbH Forderungen gegenüber der Fifa geltend mache, müsse die Gesellschaft eigenverantwortlich klären.
Theo Zwanziger, der Geschäftsführende Präsident des Deutschen Fußballbundes (DFB) bestätigte gestern erstmals, dass die Absage der Gala mit dem Rasen im Olympiastadion nichts zu tun hat. Ausschlaggebend sei vielmehr „eine komplexe Gemengelage“ gewesen, sagte Zwanziger der Süddeutschen Zeitung. So hätte die von André Heller vorbereitete Show „sicher noch etwas Exorbitantes gebraucht, um bei der breiten Masse anzukommen“. Außerdem habe die Fifa wohl gemerkt, wie schwierig es sei, das Olympiastadion voll zu bekommen. Wie berichtet, lief der Kartenverkauf für die Gala äußerst schleppend. Verkauft wurden bis zur Absage nur 7000 Karten.
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