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Brandenburg: Ein Wiederanfang mit Friedrich Wilhelm II.

Potsdamer Marmorpalais öffnet nach langer SanierungVON EKKEHARD SCHWERK POTSDAM / BERLIN.Der König ist seit 200 Jahren tot; er lebt auf eine sehr sinnliche Weise auf und zwar dort, wo er zuallererst Maßstäbe gesetzt hatte, in Potsdam am Heiligen See an dessen Ufer im Marmorpalais: Friedrich Wilhelm II.

Potsdamer Marmorpalais öffnet nach langer SanierungVON EKKEHARD SCHWERK POTSDAM / BERLIN.Der König ist seit 200 Jahren tot; er lebt auf eine sehr sinnliche Weise auf und zwar dort, wo er zuallererst Maßstäbe gesetzt hatte, in Potsdam am Heiligen See an dessen Ufer im Marmorpalais: Friedrich Wilhelm II.und die Künste.Preußens Weg zum Klassizismus.Das steht über einer Ausstellung im soeben, ja bis auf den letzten Drücker mit großem Geschmack und Ehrfurcht vor dem Architekten Carl von Gontard herrlich und fast vollständig wiederhergestellten Palais.Und diese Darbietungen erstrecken sich auch auf die Orangerie im Neuen Garten, ja schließen durchaus Dazugehöriges jenseits der Havelseen auf Berliner Land sinnvoll ein: die Pfaueninsel und das Schloß Charlottenburg (dort mit Zeugnissen die Königliche Porzellanmanufaktur aus der Zeit jenes Königs).Die Grenze zwischen Potsdam und Berlin ist wahrhaft fließend, die Gartenkunstwerke hüben und drüben sind ja ein großes, einmalig schönes, nun auch für jedermann zugängliches Ganzes. Das Wiederaufleben jenes Königs, der zwar nur elf Jahre Regent war (Nachfolger und Neffe Friedrichs des Großen), betrifft hier vornehmlich den Kunstsinnigen, den Mäzen, den, der der Architektur, der Wissenschaft zugetan war und der für das, was nach ihm die Schinkelepoche genannt werden kann, alle Voraussetzungen geschaffen hatte.Er gab wohl aus mit vollen Händen, er verschwendete gewiß nach Art auch anderer fürstlicher Mäzene.Aber das war durchaus gut angelegt, sieht man auf die Wirkungen, von denen auch wir heute noch Gewinn haben. Aber was hat die deutsche Geschichtsschreibung aus diesem König gemacht? Einen Weiberhengst, einen Verschwender, einen Tunichtgut.Die neunmalkluge Geschichtsschreibung des 19.Jahrhunderts, die sauertöpfische obendrein, tat Friedrich Wilhelm II.Unrecht.Mätressen? Na und: Das waren "Ehen zur linken Hand", und immerhin war er ja seinen Pflichten, einen rechtmäßigen Thronfolger zu zeugen, durchaus mit seiner zweiten Frau Friederike Luise von Hessen-Darmstadt nachgekommen.Politisch ein Unbedeutender? Da sei an das Preußenjahr 1981, das kritisch und einleuchtend in Berlin begangen worden war, erinnert.Da war es Sebastian Haffner zu danken, daß er das schief gehängte Königsbild in seinem Buch Preußen ohne Legende zurechtgerückt hatte: Friedrich Wilhelm II.hatte die Erhebung Preußens zur Großmacht, die sein Vorgänger eingeleitet hatte, ernst genommen und recht eigentlich erst wahrgemacht.Dies sei hier nur angetippt und zur Lektüre empfohlen.Des Königs Leben ist ein ansehnlicher Teil der großen Ausstellung im Neuen Garten.Es wurden an die 600 Stücke zusammengetragen, die meisten davon aus den Kunstsammlungen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten.Vieles aus auswärtigen Museen und Leihgaben.Was aber wäre das alles ohne das wiederhergestellte Marmorpalais, die Orangerie auch, die nun nach sage und schreibe 60 Jahren als das wieder als würdige Räume der Geschichtsbetrachtung zur Verfügung stehen.Hauptgebäude im Neuen Garten, auf das alle Blicke zielen, von dem aus alle architektonischen Kleinodien wie auch die Langhanssche Gotische Bibliothek am Gartenrand zu erblicken sind.Ein Hochsommervergnügen ist zu empfehlen: 20.Juli bis 14.September, Charlottenburg bis 12.Oktober.Neuer Garten Potsdam täglich 10 bis 17, mittwochs bis 20 Uhr.Schloß Charlottenburg dienstags bis freitags 9 bis 17, sonnabends und sonntags 10 bis 17 Uhr.Eintritt 10 DM.(5 DM), Familienkarte 15 DM.Katalog, 520 Seiten, 400 Abbildungen, 65 DM.

EKKEHARD SCHWERK

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