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Brandenburg: Eine feste Burg des Glaubens

In Ziesar wurde das Museum für brandenburgische Kirchengeschichte eröffnet

Ziesar - Fünf Jahre hat es gedauert, 5,2 Millionen Euro hat es gekostet, nun ist das Museum für brandenburgische Kirchen- und Kulturgeschichte des Mittelalters eingerichtet. Gestern wurde in Burg Ziesar, der einstigen Residenz der Bischöfe von Brandenburg, die Dauerausstellung „Wege in die Himmelsstadt. Bischof – Glaube – Herrschaft 800 bis 1550“ eröffnet. In drei Abschnitten rekapituliert die Schau, wie das Christentum vor tausend Jahren ins Land der „Heiden“ östlich der Elbe gebracht wurde und welche Folgen die gewaltsame Missionierung für Kultur, Bildung, Wirtschaft, Bauwesen und andere Bereiche hatten. Heiligenfiguren, Urkunden, kirchliches Gerät und Wandbilder vermitteln die Geschichte des Bistums Brandenburg, dessen letztes Oberhaupt 1539 gemeinsam mit dem Kurfürsten zum Protestantismus wechselte.

Das wichtigste Ausstellungsstück aber ist die Burg selbst. Sie zeigt, wie hohe Kirchenfürsten und ihr Hof im Mittelalter residiert haben. Da gab es eine raffinierte Fußbodenheizung, die im Keller befeuert wurde. Reste von Wandmalereien, die in den vergangenen Jahren von Restauratoren freigelegt wurden, zeugen von der Lust der Burgbewohner an Bildern, Symbolen und Ornamenten. Viele dieser wie Wandteppiche ausgeführten Ausmalungen haben die Zeiten nicht überstanden, aber was blieb, wurde sichtbar gemacht. Zur Ausstellung gehören auch Wandfelder, bei denen man den Putz fortgelassen hat, um zugemauerte Kamine, Türdurchbrüche oder Fenster sichtbar zu machen. „Die Burg war eine ewige Baustelle, und das führen wir den Besuchern vor. Sie werden nicht abgelenkt durch prunkvolle Exponate, goldstrotzende Altäre oder opulent gemalte Glasfenster oder Bibeln. Nichts soll sich wichtig machen gegenüber der Burg, alles ist sparsam ausgewählt, und jedes Stück hat es in sich“, sagt der Kurator Clemens Bergstedt neben einem steinernen Taufbecken.

Aber nicht jedes Stück ist ein Original – die Ausstellung ist auf mehrere Jahre konzipiert, und so lange wollen sich die Leihgeber von ihrem Besitz nicht trennen. Das gilt auch für reproduzierte Seiten aus einem in Ziesar geschriebenen Evangeliar, das in der Berliner Staatsbibliothek entdeckt wurde, oder für Glasmalereien, die ebenfalls als Faksimile gezeigt werden.

Eines der schönsten Stücke ist der Grabstein des Bischofs Dietrich von Stechow. Er lenkte seine Diözese zwischen 1459 und 1472 und ist der einzige Kirchenfürst, der sich in Ziesar bestatten ließ. Am Beispiel des Grabsteins – auf dem der Bischof abgebildet ist – wird gezeigt, welche Bedeutung die einzelnen Stücke der bischöflichen Amtstracht haben.

Die in nahezu alter Schönheit wiederhergestellte Burgkapelle kann nur zu bestimmten Zeiten besichtigt werden – um 12, 14 und 16 Uhr. Als Himmelslaube gestaltet, ist sie mit Blättern, Blüten und Zweigen ausgemalt. In einer Nische gleich beim Altar zieht das wohl schönste Wandbild von Ziesar, die Madonna mit dem Christuskind, die Blicke auf sich. Sie steht auf einer Mondsichel und ist von Strahlen umflammt. Die kostbare Wandmalerei lässt ahnen, wie die ganze Anlage ursprünglich dekoriert war: voll Heiterkeit und Farbenpracht.

Ziesar liegt an der Autobahn A 10 kurz vor der Landesgrenze nach Sachsen-Anhalt. Die Ausstellung ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Eintritt 5, ermäßigt 4 Euro, Kinder unter 10 Jahren frei. Informationen zu Burg und Ausstellung unter 033830/12735 und im Internet unter www.burg-ziesar.de

Helmut Caspar

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