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Brandenburg: Eine Pforte zum Urwald

Für das Weltnaturerbe Grumsiner Forst gibt es ab heute ein Besucherzentrum

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Altkünkendorf - Sensible Natur schützen und trotzdem erlebbar machen: Das soll künftig einem Besucherzentrum am Rand des Unesco-Weltnaturerbes Buchenwald Grumsin am östlichen Rand der Schorfheide gelingen. An diesem Freitag wird es im Angermünder Ortsteil Altkünkendorf (Uckermark) von Umweltministerin Anita Tack (Linke) eröffnet. Herzstück ist nach Angaben von Ortsvorsteher Hans-Jürgen Bewer eine interaktive Ausstellung. Sie zeige die Bedeutung der Buchenwälder für Europa sowie Flora und Fauna des Grumsin, sagte er. Mittels Touchscreens – zum Tippen auf dem Bildschirm – können Naturliebhaber zumindest virtuell in alle Winkel vordringen. Sonst kann die Kernzone des Schutzgebietes nur während geführter Wanderungen der Naturwacht betreten werden. Die Randbereiche sind über markierte Waldwege frei zugänglich.

Informationstafeln am Eingang zum Wald geben Hinweise auf Sehenswertes. Bewer rät dennoch dazu, sich einer Führung anzuschließen. „Es geht ja nicht nur um schöne Bäume, sondern um die besondere Lebensgemeinschaft des Buchenwaldes. Alleine sieht man vieles nicht“, sagt er. Die Besucher werden durch Naturwächter und ausgebildete Natur- und Landschaftsführer auf verschiedenen Pfaden durch das Areal geführt und auf den besonderen Reiz des Waldes hingewiesen. Voranmeldungen bei der Verwaltung des Biosphärenreservats, in der „Blumberger Mühle“ oder über das Internet seien Voraussetzung.

Im Urwald gibt es keine Wegweiser. auch Bänke und Mülltonnen wie in einem Stadtpark nicht. Besucher sind aufgerufen, Abfälle wieder mitzunehmen. „Erlebbarkeit und Schutz - das ist ein Spagat“, räumt Bewer ein. „Der Schwerpunkt liegt darin, die touristische Entwicklung in vernünftige Bahnen zu lenken“, sagte Hartmut Kretschmer, Leiter des Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin.

Das Welterbegebiet liegt im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und umfasst rund 560 Hektar. Grumsin sei „eines der größten zusammenhängenden Tiefland-Buchenwälder weltweit“, heißt es auf der Internetseite des brandenburgischen Umweltministeriums. Hier leben viele seltene Tiere und Pflanzen, etwa eine einmalige Gallenmücke oder Sonnentau und Wollgras. Der sich selbst überlassene Wald ist durchzogen von Feuchtgebieten, Mooren und kleinen Seen. Beim Buchenwald Grumsin handelt es sich um den Idealtyp einer während der Eiszeit entstandenen naturnahen jungen Endmoränenlandschaft. Eine solche Vielfalt aus bis zu 190 Jahre alten Buchen, einer von den Gletschern der letzten Eiszeit fast gebirgig geformten Landschaft mit Seen und Mooren ist selten, wohl auch, weil der Wald jahrhundertelang als bevorzugtes Jagdgebiet abgeschirmt war. Wohl auch deshalb erhiet der Grumsiner Forst im Juni 2011 gemeinsam mit vier weiteren deutschen Waldgebieten den Titel Weltnaturerbe. Damit gehören diese Wälder zum universellen Erbe der Menschheit.

Insgesamt wurden seit 2011 rund 400 000 Euro in den Umbau des Dorfgemeinschaftshauses zum Besucherzentrum sowie Informationstafeln und einen Parkplatz investiert. Die Hälfte davon stammt aus dem Mauerfonds. Ganz in der Nähe bieten mit der Blumberger Mühle und der Historischen Dampfmühle in Groß-Ziethen zwei weitere Anlaufpunkte Informationen zum Weltnaturerbe. Von April bis Oktober verbindet ein Bus die Stationen. PNN/dpa

www.schorfheide-chorin.de

www.weltnaturerbe-buchenwaelder.de

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