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Brandenburg: Eintauchen in die Welt der Ameisen

Waldpädagogik gibt es in Brandenburg seit 20 Jahren – immer mehr Menschen lassen sich dafür ausbilden

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Müllrose - Geht es um wilde Tiere in Brandenburg, sind meist Wölfe, Elche, Biber oder die letzten Sumpfschildkröten in freier Natur gemeint. Doch auch geschützte Arten wie die Kleine und die Große Rote Waldameise geraten nicht in Vergessenheit. Ihrer Lebensweise wird in Müllrose (Oder-Spree) eine ganze „Welt“ gewidmet. Bis 2016 soll eine Ameisenlern- und Erlebniswelt entstehen, so groß wie ein Fußballfeld, berichtet Roland Boljahn, Leiter der Waldschule Müllrose, zu der dieses Angebot für Kinder und Jugendliche gehört. Seit Ende März wird im Land das 20-jährige Bestehen forstlicher Waldpädagogik begangen.

Brandenburg gehört bundesweit zu den Ländern mit dem größten Waldbestand. Da ist es wichtig, dass Waldbesucher aufgeklärt sind und wieder an die Natur herangeführt werden, wie Jens-Uwe Schade, Sprecher des Umweltministeriums, erläutert. Als erstes Bundesland erklärte Brandenburg 1995 die forstliche Waldpädagogik zur Dienstaufgabe für alle Förster. Sie setze auf Nachhaltigkeit und darauf, Kinder und Jugendliche für die Natur und deren Erhaltung, für Umweltschutz zu sensibilisieren.

Die Angebote sind vielfältig, von Wanderungen mit dem Förster bis zu Walderlebnis- und Projekttagen. Jährlich werden den Angaben zufolge rund 130 000 Teilnehmer aller Altersgruppen bei 5000 Veranstaltungen gezählt.

Im Waldtheater Müllrose, das zur Waldschule gehört, wird Kita-Gruppen oder Schulklassen ein Thema zum Spielen vorgegeben. Die Themen befassten sich mit dem Leben im Wald, das nur in Gemeinschaft möglich sei, sagt Boljahn und kommt auf die Ameisenwelt zurück: Am Ende steht ein großes Spiel über Miteinander, Verantwortung und Hilfsbereitschaft. Es führt über einen Ameisenhügel, eine Grube und einen Fluss – mit verteilten Rollen.„Ameisen leben und arbeiten sehr effizient“, betont Boljahn. Inzwischen gebe es Beispiele in der Wirtschaft, die sich am Rhythmus der Insekten orientierten, so bei Zustellern und beim Containerumschlag im Hafen. „Wegezeiten verkürzen sich wesentlich.“ In die Müllroser Waldschule kommen Schüler und Kita-Kinder aus einem Umkreis von 60 Kilometern. „Wir sind ausgebucht“, sagt der 59-jährige Leiter. Seit der Eröffnung 1993 wurden 118 000 Besucher gezählt.

Im Waldsolarheim Eberswalde (Barnim) sind neben dem Wald auch Erneuerbare Energien ein Thema, die Solaranlage auf dem Dach, das Blockheizkraftwerk. „Das finden die Lehrer spannend“, hat Gründer Thomas Simon beobachtet. Die Angebote könnten gut mit dem Unterrichtsstoff verknüpft werden.

Immer mehr Forstleute erwerben in Brandenburg einen Abschluss als staatlich zertifizierter Waldpädagoge. Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde bietet seit Jahren Kurse an, für die eigenen Studenten sowie für Externe. Saßen 2001 zwischen acht und zehn Studenten im Kurs, gibt es jetzt bereits bis zu 40 Anmeldungen, wie Hochschullehrerin Astrid Schilling erzählt. Hochschule und Umweltministerium unterzeichneten zum Start des Sommersemesters 2015 eine neue Vereinbarung zur waldpädagogischen Qualifizierung.

Rund 30 Leute erwerben jährlich ein Zertifikat, sagt Hochschullehrerin Schilling. Viele von ihnen seien Mitarbeiter der Forstverwaltungen. Zur Prüfung müssten sie beispielsweise nach eigenem Konzept eine Gruppe durch den Wald führen. „Da merkt man, wie die Augen leuchten.“ Ein wichtiges Motiv für die Teilnehmer sei, etwas Gutes und Sinnvolles getan zu haben.

Steffi Prutean

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