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Brandenburg: Eisbär Knut wird zum Politikum

Zum 2. Geburtstag kamen Fans aus aller Welt

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Berlin - Überall Knut-Schals, Knut-Sticker, Knut-Taschen, Knut-Bilder – und jede Menge Geschenke für Bären und Tierpfleger. Die Fans singen „Happy Birthday“ und jauchzen auf, als ihr Liebling Croissants verputzt und eine Eisbombe aus einem Jutesack auspackt: Großer Andrang vor Knuts Gehege im Zoo Berlin am zweiten Geburtstag des bekanntesten Eisbären der Welt. Und doch wird heftig diskutiert, vor allem über Zoochef Bernhard Blaszkiewitz. Was vor zwei Jahren niemand für möglich gehalten hätte, ist 2008 Realität: Ein Zoo-Eisbär wird zum Weltstar – und die Frage über seine Zukunft zum Politikum. Gestern sprach sich erneut der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit dafür aus, dass der Bär in Berlin bleiben soll.

„Das ist für uns Berliner eine Frage der Identität“, konstatiert Regina Ibeka aus Reinickendorf. „Der Direktor tut alles, um ihm ein unwirtliches Zuhause zu bieten. Er erkennt nicht den betriebswirtschaftlichen Nutzen, die kostenlose Reklame“, sagt Hanna Ranke aus Hamburg. Ioanna Platani aus Athen hat ihren Berlin-Besuch extra zu Knuts Geburtstag geplant. „Erst Vorteil aus dem Tier schlagen und es dann abschieben, das ist nicht fair.“ Einige Frauen tragen Sticker „I“m a proud member of the Wild Herd“ – beim ersten Knut-Geburtstag hatte Blaszkiewitz den weiblichen Fans gesagt, mit einer „wilden Herde“ diskutiere er nicht.

Bei Politikern zieht diese Abfuhr nicht. „Der Zoochef ignoriert die Bedürfnisse der Berliner“, kritisiert Mirco Dragowski, FDP-Fraktion. Blaszkiewitz sei anerkannter Biologe und Zoologe – „doch ein Zoo ist kein Selbstzweck“. Wer für die Hauptstadtzoos zuständig sei, müsse auch „verantwortungsvolles Marketing zum Vorteil des Standorts Berlin betreiben. Mir fehlen da langfristige Konzepte.“ Dragowski fordert den Zoo-Aufsichtsrat auf, „Einfluss auf das Verhalten des Direktors zu nehmen“. Die FDP-Bundestagsabgeordnete Ulrike Flach sagt, sie sorge sich um „die Symbolfigur für Klimaschutz“ und befürchte, dass der Berliner Senat einem Zoo ohne Knut in Zukunft mehr Finanzhilfe leisten müsse.

Jochen Sievers, Zoo-Aufsichtsratsvorsitzender, nimmt Blaszkiewitz in Schutz. Dieser sei im Doppelvorstand für die Tiere und nicht fürs Kaufmännische und das Marketing zuständig. Dies werde seine Vorstandskollegin Gabriele Thöne übernehmen. Zudem sei der Direktor mit den Vorwürfen gegen seine Person zuletzt sehr beschäftigt gewesen. Der Vorstand habe Blaszkiewitz für fünf weitere Jahre bestellt. Der Zoo habe eine hervorragende Bilanz vorzuweisen: In einem Qualitätsvergleich des Magazins „Stern“ standen Zoo und Tierpark, vor allem bei der Tierhaltung, auf Platz eins und zwei in Deutschland. Auch der Aufsichtsrat wolle, dass Knut in Berlin bleibe, man werde ihm ein schönes Zuhause bieten. Die Zurückhaltung des Zoos habe taktische Gründe, um die Gegenleistung für Knut niedrig zu halten, so Sievers. Immerhin sagt Blaszkiewitz jetzt, es würde ihn „sehr freuen, wenn Knut bleibt“.

Derweil philosophiert der Berliner Zookenner Werner Philipp: „Letztlich steckt hinter dem Phänomen Knut die Sehnsucht nach heiler Welt.“ Auch Erika Dörflein, die Mutter des verstorbenen Bärenpflegers Thomas Dörflein, ist in den Zoo gekommen. Viele nehmen sie in den Arm.

Annette Kögel

Annette Kögel

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