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Exklusiv: Entführer von Storkow soll ehemaliger NVA-Soldat sein

Der am Dienstag in Köpenick festgenommene mutmaßliche Entführer von Storkow soll ein ehemaliger NVA-Soldat sein. Aus Sorge, den sehr vorsichtigen Verdächtigen wieder aus den Augen zu verlieren, schlug das Brandenburger Spezialeinsatzkommando in aller Öffentlichkeit zu.

Stand:

Der am Dienstag in Köpenick festgenommene mutmaßliche Entführer von Storkow soll ein ehemaliger NVA-Soldat sein. Dies sagte ein leitender Beamter dem Tagesspiegel. Am Mittwochmittag wollen Polizeipräsident Arne Feuring und der Leiter der Soko „Imker“ Kriminaldirektor Siegbert Klapsch in Potsdam Auskunft über den Ermittlungserfolg in Brandenburgs spannendstem Kriminalfall geben. 

Das Brandenburger Spezialeinsatzkommando hatte den 46-jährigen Berliner am Dienstagabend vor dem Einkaufszentrum am S-Bahnhof Köpenick festgenommen. Der Tatverdächtige war zuvor mehrere Stunden observiert worden. Brandenburg hatte den Einsatz in Berlin zwar im Präsidium wie üblich angemeldet, jedoch nicht angegeben, wer festgenommen werden soll.

Das Potsdamer Polizeipräsidium hatte die Festnahme am späten Dienstagabend offiziell bestätigt  und von einem "entscheidenden Schritt" gesprochen.  

Offensichtlich ist die Beweislage erdrückend, denn der Mann soll sofort dem Haftrichter vorgeführt werden. Innenminister Ralf Holzschuher hat für den Mittag bei seinem Antrittsbesuch in der Polizeidirektion Ost in Frankfurt (Oder) ebenfalls eine Stellungnahme zum Fahndungserfolg angekündigt. 

Die Taten des 46-Jährigen hatten seit Sommer 2011 Schlagzeilen gemacht: In diesem Sommer hatte es mehrere Anschläge auf die Berliner Unternehmerfamilie P. in Bad Saarow gegeben. Dabei war ein Wachmann, der die Tochter der Familie schützen sollte, durch Schüsse lebensgefährlich verletzt worden. Am 5. Oktober 2012 war dann ein 51-jähriger Bank-Manager bei Storkow aus seinem Haus entführt worden, der Täter hatte damals zur Drohung einmal in die Decke des Hauses geschossen. 

Extreme Präzision deutet auf Elitesoldaten hin

Stefan T. war dann mehrere Tage lang auf einer Schilfinsel am Großen Storkower See festgehalten worden, bis er sich befreien konnte. Tage später hatte die Polizei bekanntgegegen, dass bei beiden Taten die selbe Waffe eingesetzt worden war. Es wurde die Soko "Imker"  gegründet, die mit immensem Aufwand ermittelt hat. Nach den Taten war bereits gemutmaßt worden, dass der Täter ehemaliger Elitesoldat der NVA sein könnte, da die Taten mit extremer Präzision und Ortskenntnis erfolgten. Der Name der Soko rührt von einer Täterbeschreibung her,  weil der Unbekannte einmal mit einer Art Gesichtsnetz gesehen worden war, wie sie Imker benützen.

Beide betroffenen Familien lebten seitdem unter extrem strengem Polizeischutz. Im Berliner Präsidium hieß es, dass die Bewachung erst heruntergefahren werden könne, wenn ein Richter den Tatverdächtigen in U-Haft geschickt habe.

Dass die Festnahme des Mannes in aller Öffentlichkeit - direkt am belebten Forum Köpenick  - erfolgte, lasse darauf schließen, dass die Soko Sorge hatte, den 46-Jährigen wieder aus den Augen zu verlieren. Dieser soll dem Vernehmen nach "extrem auf der Hut" gelebt haben und sich nirgendwo lange aufgehalten haben. In der Regel wird eine Festnahme bevorzugt, bei der keine Unbeteiligten gefährdet werden können. 

Trotz aller Geheimhaltung gelang es einem Amateurfotografen, Bilder der Festnahme in Köpenick zu machen. Der Mann dachte, der Täter habe die dortige Sparkasse überfallen und sei deshalb überwältigt worden. Daher bot er die Bilder einer kleinen Fotoagentur an. So schilderte es Uwe Geisler, der Chef der Agentur. Was der Fotograf dort tatsächlich fotografiert hat, erfuhr er erst später.

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