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Entsetzen über Jagdstatistik: „Brandenburg verliert seine großen Wildarten und die Politik schaut zu“
Der Landesjagdverband schlägt Alarm: Einer der Gründe für die schrumpfenden Wildbestände sei die wachsende Zahl der Wölfe in Brandenburg.
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Unter dem Eindruck der Afrikanischen Schweinepest haben Brandenburgs Jäger im Jagdjahr 2024/25 rund ein Drittel mehr Wildschwein erlegt, als im Jahr zuvor: Mit 60.208 Keilern, Bachen und Frischlingen steigerte sich die Jagdstrecke beim Schwarzwild um rund 13.000 Tiere. Das geht aus der aktuellen Landesjagdstatistik hervor, die am Donnerstag vom Potsdamer Landwirtschaftsministerium veröffentlicht wurde.
Bei Rotwild, Damwild und Rehwild sind die Strecken im Vergleich zum Vorjahr dagegen zurückgegangen. So wurden nur noch 6205 Stück Rotwild erlegt, 438 Tiere oder sieben Prozent weniger als im Jagdjahr zuvor. Beim Damwild ging die Jagdstrecke um 16 Prozent auf 7.440 Stück zurück, beim Rehwild um sieben Prozent auf 45.351 Tiere. Kaum noch vorhanden sind in Brandenburg die Mufflons: Lediglich 15 Tiere wurden von Jägern erlegt oder fielen Unfällen zum Opfern.
Brandenburgs Landesjagdverband zeigte sich am Freitag von den Zahlen entsetzt. Die Rückgänge seien kein kurzfristiges Phänomen, sondern spiegelten die Realität des vergangenen Jahrzehnts wider. In zahlreichen Landesteilen seien die Bestände so geschrumpft, dass Jägerinnen und Jäger kaum noch in der Lage seien, die behördlich festgelegten Abschusspläne zu erfüllen, hieß es.
„Das fortwährende Gerede von Landesbehörden und Teilen der Waldbesitzerschaft über angeblich überhöhte Wildbestände ist damit erneut und eindeutig widerlegt.“ Einer der Gründe für die schrumpfenden Wildbestände sei die wachsende Zahl der Wölfe im Land: Die Wolfspopulation erreiche in manchen Regionen ein Niveau, auf dem eine stabile Wildpopulation nicht mehr möglich sei und der Druck auf Nutztiere daher weiter steigen werde.
„Was wir seit Jahren ankündigen, ist nun messbare Realität“, sagte der Präsident des Landesjagdverbands, Dirk-Henner Wellershoff. „Brandenburg verliert seine großen Wildarten – und die Politik schaut zu.“ Waldumbau gelinge nicht durch die Auslöschung von Wildtierbeständen, sondern nur durch ein intelligentes, ökologisch abgestimmtes Miteinander.
„Auch unser Rotwild hat eine Daseinsberechtigung.“ Der Jagdverband fordere deswegen eine dauerhafte Bestandsregulation der Wölfe, inklusive einer Obergrenze. Zudem brauche es einen „Stopp der pauschalen Schuldzuweisungen an das Schalenwild“ beim Waldumbau. Für den Schutz der genetischen Vielfalt des Rotwildes brauche es Wildwechselkorridore, Ruhezonen und verlängerte Schonzeiten.
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