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Land unter. Die Elbe hat nahe Wittenberge mit 7,29 Metern den höchsten Wert bei eisfreiem Hochwasser seit Beginn der Pegelbeobachtungen erreicht.

© dapd

Überflutungen: Entwarnung an der Elbe

Das fünfte Hochwasser in neun Monaten in der Prignitz geht zurück. Die Lage im Oderbruch bleibt kritisch. Tausende Familien in Brandenburg kämpfen mit der Überflutung ihrer Keller und Grundstücke.

Die Anwohner der großen Brandenburger Flüsse kommen mit dem Zählen gar nicht mehr hinterher. Schließlich ist die derzeitige Hochwasserlage an der Elbe bereits die vierte innerhalb von neun Jahren in der Prignitz. Auch Oder, Spree und Neiße stiegen seit den vorjährigen Pfingstfeiertagen gleich vier Mal auf die höchste Alarmstufe. Das gab es seit dem Beginn der Pegelaufzeichnungen vor mehr als 100 Jahren nie. Am Wochenende erreichte die Elbe bei Wittenberge schon wieder die Rekordwerte vom August 2002.

„Im Unterschied zu früher können wir uns auf die erneuerten Deiche verlassen“, sagt der Prignitzer Einsatzleiter Bodo Schwiegk. „Sie halten dem Druck bisher stand.“ Nun komme es darauf an, einzelne Sickerstellen sofort zu erkennen und notfalls mit Sandsäcken zu schließen. Die seit Sonntagmittag stündlich um einen Zentimeter pro Stunde sinkenden Pegel aber seien ein gutes Zeichen.

Obwohl die im letzten Jahrzehnt für mehr als 100 Millionen Euro erneuerten Deiche die großen Flüsse in ihrem Bett hielten, kämpfen tausende Familien in Brandenburg mit der Überflutung ihrer Keller und Grundstücke. Felder und Weiden sind überschwemmt. „Das liegt an den extremen Niederschlägen und dem vielen Schmelzwasser nach den starken Schneefällen“, erklärt der Chef des Landesumweltamtes, Matthias Freude. Kleinere Flüsse wie Havel, Spree, Stepenitz, Löcknitz, Dahme und Schwarze Elster würden ihr Wasser nicht mehr los und stauten sich kilometerweit zurück. Extrem bleibt die Lage im Oderbruch, wo die Pumpen ohne Pause laufen. Inzwischen wächst die Angst vor Kurzschlüssen in den elektrischen Heizungen durch aufsteigendes Wasser in den Kellern. Jetzt sollen die in den vergangenen Jahren vernachlässigten Abflussgräben und Pumpen auf Beschluss der Landesregierung schnellstmöglich instand gesetzt werden. In den trockenen Jahren waren die Versäumnisse in der Pflege nicht aufgefallen.

Auf eine rasche Lösung hoffen auch die Bewohner des kleinen Ortes Breese bei Wittenberge. Die hier ganz in der Nähe in die Elbe mündende Stepenitz staut sich weit zurück und hat ganze Straßen unter Wasser gesetzt. „Schon das dritte Mal seit 2002 haben wir den Fluss im Keller und fast schon im Wohnzimmer“, erzählt Anwohner Bernd Illgeroth. Dabei sei dem Ort schon 2002 der Bau eines Deiches versprochen worden. Inzwischen kämpft eine örtliche Bürgerinitiative um die Rettung des Dorfes vor regelmäßigen Überflutungen. Falsche Planungen verschärften die Situation. Nach Angaben der Bürgerinitiative wurde die Hauptstraße beim Neubau viel zu hoch gelegt, das Hochwasser könne nicht mehr ablaufen.

Möglicherweise werden aber künftig die höchsten Hochwasserstufen entlang der Oder und der Elbe weniger häufig erreicht. „Wir können vielleicht die entsprechenden Marken etwas nach unten verändern, denn die Deiche haben wir inzwischen viel höher als die Vorgängerdämme gebaut“, sagt der Chef des Umweltamtes, Matthias Freude.

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