Brandenburg: Erneut Nazi-Anschlag auf Redaktion Staatschutz ermittelt zu beschmiertem Fenster
Cottbus - Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche: Erneut haben Neonazis einen Anschlag auf Redaktionsräume der in Cottbus erscheinenden „Lausitzer Rundschau“ (LR) verübt. Das teilte die Cottbuser Polizei am Dienstag mit.
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Cottbus - Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche: Erneut haben Neonazis einen Anschlag auf Redaktionsräume der in Cottbus erscheinenden „Lausitzer Rundschau“ (LR) verübt. Das teilte die Cottbuser Polizei am Dienstag mit. Betroffen war diesmal die Lokalredaktion in der Spreewaldstadt Lübbenau. Unbekannte hatten demnach in der Nacht zum Dienstag auf das Panoramafenster der Redaktion mit weißer Farbe ein Hakenkreuz und mit schwarzer Farbe die Schriftzüge „Sieg Heil“ und „Juden“ geschmiert, und zwar großflächig. Vorige Woche war bereits ein ähnlicher Anschlag auf die Redaktion der Zeitung im 50 Kilometer entfernten Spremberg verübt worden. Der erneute Vorfall zeige, dass es sich um ein „ernstes Problem“ handelt, sagte Chefredakteur Johannes M. Fischer am Abend dieser Zeitung. „Wir sehen den Angriff auf die Lokalredaktion in Lübbenau als Reaktion auf unsere klare Position gegenüber extremistischen Bestrebungen. Wir lassen uns nicht von Neonazis unter Druck setzen – nie und nimmer.“ Die Zeitung verstehe sich als Medium der Aufklärung. „Das bedeutet, dass wir uns unter keinen Umständen den Mund verbieten lassen.“ Fischer betonte, dass die Rundschau aus der Bevölkerung viel Zuspruch für diese konsequente Linie erhalte. Die Lausitz sei eine offene und tolerante Region. Er forderte von den Ermittlungsbehörden eine zügige Aufklärung der Fälle, was Innenminister Ralf Holzschuher (SPD) bei einem Besuch der Redaktion in Cottbus zusicherte. Holzschuher verurteilte die „feigen Anschläge auf die Pressefreiheit und die Demokratie“, wie er den PNN sagte. Nach Auskunft von Polizei und Innenministerium hat der Staatsschutz die Ermittlungen aufgenommen. Auch der Verfassungsschutz sei eingeschaltet worden, sagte Sprecher Ingo Decker.
Wie bereits letzte Woche in Spremberg waren auch in Lübbenau neben der LR-Redaktion weitere Gebäude und Anlagen in der Stadt Ziel von braunen Schmierereien. Die Lausitz gilt als eine Hochburg der rechtsextremen Szene in Brandenburg. Hier war etwa das braune Netzwerk „Widerstand Südbrandenburg“ aktiv, bis es 2012 vom Innenministerium verboten wurde. Die Lausitzer Rundschau steht wegen ihrer Berichterstattung schon seit einigen Jahren im Visier von Neonazis. So war die Spremberger Lokalredaktion bereits mehrfach angegriffen worden. Es gab Neonazi-Demonstrationen, einmal wurden Schweinsgedärme an das Redaktionsschild gehängt, nachdem der LR-Redakteur René Wappler über die rechtsextremen Umtriebe in Spremberg berichtet hatte. Wappler bekam für sein Engagement 2013 den Henri-Nannen-Preis für Verdienste um die Pressefreiheit. Thorsten Metzner
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