Brandenburg: Ersatz für Lehrermangel?
Volkshochschulen und Ganztagsschulen sollen stärker kooperieren
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Volkshochschulen und Ganztagsschulen sollen stärker kooperieren Potsdam - Wo sonst Erwachsene ihr Abitur nachmachen, sollen bald normale Schüler sitzen - in den Volkshochschulen von Brandenburg sollen künftig auch Ganztagsschüler lernen. Dies geht aus einer Vereinbarung zwischen Bildungsministerium und dem brandenburgischen Volkshochschulverband (BVV) hervor. Doch schon gibt es Warnungen. „Der Plan darf nicht zu weniger Lehrerplätzen an den Ganztagsschulen führen“, sagt Günther Fuchs, Vorsitzender des Landesverbands der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Eva-Maria Bosch, Referatsleiterin für Weiterbildung im Ministerium, hält dagegen. „Die Volkshochschule soll kein Ersatz für Unterricht sein und nur zusätzliche Kurse anbieten“, sagt sie über das Ziel der Abmachung. Danach sollen die Volkshochschulen den Ganztagsschulen auf ein Schuljahr lang festgelegte Kurse entlang der geltenden Lehrpläne anbieten, die mit einem Zertifikat abschließen. Die Schüler sollen sich etwa in den Bereichen Fremdsprachen oder Geisteswissenschaften bilden können. „Die genauen Inhalte müssen vor Ort geklärt werden. Prinzipiell ist möglich, was artikuliert wird“, sagt Eva-Maria Bosch und hofft, dass die beiden Schulformen aufeinander zugehen. „Diese zwei Bildungsbereiche sind noch nicht so verzahnt, wie es wünschenswert wäre.“ Es sei wichtig, dass Schüler früh die Möglichkeiten der Weiterbildung kennen lernten. Der BVV möchte den ersten Schritt gehen. „Die einzelnen Volkshochschulen müssen jetzt konkrete Angebote zu unterbreiten“, sagt Carola Christen, Vorsitzende des BVV. Die Finanzierung der Kurse soll „flexibel“ vor Ort geklärt werden. „Den Ganztagsschulen werden ja vom Land Mittel zur Verfügung gestellt“, hofft Christen. Auch Schüler und Eltern müssten sich möglicherweise beteiligen. Vorher solle die Suche nach Sponsoren für einzelne Projekte verstärkt werden. „Laut Vereinbarung soll es keine finanzielle Belastung der Volkshochschulen geben, denn unsere Spielraum ist nach den Kürzungen der vergangenen Jahre sehr eng“, stellt Christen klar. Die Finanzierung ist für Günther Fuchs von der GEW ebenso unklar: „Die Schulen besitzen doch kaum eigene Mittel.“ Fuchs befüchtet deshalb Dumping-Löhne für die Volkshochschullehrer. Dazu dürfe die Finanzierung nicht zu Lasten der Eltern gehen. Wie die zukünftigen Zusammenarbeit aussehen könnte, lässt sich in Eisenhüttenstadt sehen. Die dortige Volkshochschule kooperiert mit einer normalen Gesamtschule in dem bundesweiten Projekt „Prepared4Future“ – ein Modell, dass im Herbst allen 94 Ganztagsschulen in Brandenburg angeboten werden soll. „Die Schüler erhalten PC-Kenntnisse sowie Tipps für ihre Bewerbung und können europaweit gültige Zertifikate erwerben“, sagt Jörg Schmidt, Projektchef in Eisenhüttenstadt. Die Schüler müssen dafür Bücher und Prüfungen bezahlen, für die Restkosten soll Geld von einer Stiftung fließen. „Das Angebot ist sinnvoll, weil manche Schulen kaum Computer besitzen und Bewerbungstraining im Unterricht kaum vorkommt“, so Schmidt. In Potsdam wird das Miteinander von Volkshochschulen und Ganztagsschulen zurückhaltender gesehen. „Wir haben noch keine speziellen Kurse“, sagt Susanne Hermann, stellvertretende Leiterin der Volkshochschule. „Die hiesigen Ganztagsschulen können in der Stadt auch zwischen viel mehr Zusatzangeboten für ihre Schüler wählen als im ländlichen Raum.“ Dennoch wolle ihr Haus versuchen, die Vereinbarung mit Leben zu füllen. Hermann: „Wir hätten da Möglichkeiten.“Henri Kramer
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