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Brandenburg: Erst Götzen, dann Gott

Religion in Brandenburg – das ist das Thema des Museums für Brandenburgische Kirchengeschichte

Religion in Brandenburg – das ist das Thema des Museums für Brandenburgische Kirchengeschichte Ziesar – Der Name hält nicht das, was er verspricht. Zi e sar, Dorf, das hinter dem See liegt. Weit und breit nur Raps und Kornfelder, kein Wasser, wenn man von der A 10 Richtung Magdeburg, rund 100 Kilometer südwestlich von Berlin, von der Autobahn abfährt. An den Bäumen hängen kilometerweit Schilder, sie weisen den Weg zu der am Ende einer Seitenstraße versteckten neuen alten Attraktion des Ortes: der Burg. Zwischen 14. und 16. Jahrhundert residierten hier die Bischöfe von Brandenburg. Am vergangenen Wochenende wurde die historische Anlage nach fünf Jahren Sanierung und Investitionen von 5,2 Millionen Euro als Museum für brandenburgische Kirchen und Kulturgeschichte des Mittelalters eröffnet. In der Dauerausstellung „Wege in die Himmelsstadt. Bischof Glaube Herrschaft 800 bis 1550" wird die Religionsgeschichte das Landes erzählt. Den Besuchern leuchtet zwischen grünen Bäumen und Wiesen die gelbe Fassade eines herrschaftlichen Hauses entgegen, eingefasst von Mauern aus rotem Backstein. Erst wenn man durch den Torbogen in den großen Innenhof tritt, fühlt man sich wie in einer Burg. Hoher Turm, massive, unverputzte Feldsteinmauern. Ein Konglomerat bis ins 13. Jahrhundert zurückgehender Architekturgeschichte. Festredner Michael Borgolte von der Humboldt Uni Berlin findet, dass 1000 Jahre Christentum in Brandenburg ein ziemlich provokanter Titel für die Kulturland Veranstaltungen 2005 sei – die Eröffnung des Museums ist Auftakt der diesjährigen Landesinitiative. Das Jahr 1005 sei kein historisches Jahr für das Christentum gewesen, die hier angesiedelten heidnischen Slawen glaubten an Götzen und nicht an Gott und setzten sich lange erfolgreich gegen die Christianisierung zur Wehr. Erst die Raubzüge Mitte des 12. Jahrhunderts brachten Bewegung in die Region. Die Slawen wurde missioniert. Über eine Wendeltreppe steigen die Besucher zur Ausstellung hinauf. 1000 Quadratmeter auf vier Stockwerken. Von allen Seiten fällt Licht in die Räume. Man fühlt sich wohl. Weit verteilt sind die Ausstellungsstücke präsentiert. Heiligenfiguren, Urkunden, kirchliches Gerät und Wandbilder. Die Geschichte dahinter findet man nicht wie gewöhnlich auf Texttafeln an der Wand, sondern horizontal auf längliche Quader mit Sitzkissen eingefügt. So dass man sich zum Lesen bequem niederlassen kann. „Das wichtigste Ausstellungsstück ist die Burg selbst", erklärt der Kuratur und Museumschef Clemens Bergstedt in seiner ersten offiziellen Führung. Rechts und links des Weges weist er auf Besonderheiten in der Baugeschichte hin. Restauratoren haben sie ans Tageslicht gebracht. Unerwartet farbenfrohe Bilder, Symbole und Ornamente, die hinter Absperrbändern oder Glas gezeigt werden, an dem Platz, an dem man sie gefunden hat: hinter Wänden und Farbschichten. Zum Beispiel der mit Ranken bemalte Erker der bischöflichen Räume, der in seiner Architektur und Farbgebung erhalten geblieben ist. „Solche Funde sind im nordostdeutschen Raum einmalig", sagt der Kurator. In der Burgkapelle sitzen Frauen und Männer auf Holzbänken und blicken auf das Kreuz über dem Altar. Von der Empore klingt Orgelmusik herunter. Auch dieser Raum eine Farbenpracht. Decke und Wände sind mit Ranken und Blütenmotiven überzogen. Auch hier ein ständiges Kommen und Gehen. Die abreisenden Besucher haben ein Stück Geschichte erlebt, über das bisher wenig zu erfahren war. Die Wissenschaft steht beim Thema Kirchengeschichte in Brandenburg noch am Anfang.

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