Brandenburg: Erzieher nach Heim-Skandal vor Gericht
Erster Prozess ein Jahr nach der Schließung der Haasenburg-Heime
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Potsdam/Lübben - Ein Jahr nach Schließung der Haasenburg-Heime in Brandenburg nach Missbrauchsvorwürfen kommt der Fall vor Gericht. Am heutigen Dienstag muss sich ein 29 Jahre alter Erzieher vor dem Amtsgericht Lübben (Dahme- Spreewald) verantworten. Die Anklage wirft ihm sexuellen Missbrauch in sechs Fällen vor. Der Mann soll sich im November 2013 an einer 15-Jährigen vergangen haben, sagte ein Gerichtssprecher.
Zunächst hat das Gericht nur einen Prozesstag eingeplant – Richter Rainer Rörig will abwarten, wie sich der Angeklagte verhält. Während sich der erste Erzieher vor Gericht verantworten muss, laufen die Ermittlungen bei der Staatsanwaltschaft Cottbus weiter. Sie prüft rund 50 Verfahren gegen Erzieher und Betreiber wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen und Körperverletzung. Zudem untersucht die Staatsanwaltschaft, ob die Betreiber falsch abgerechnet haben.
Insgesamt drei Anklagen hat die Behörde bislang nach Angaben einer Sprecherin erhoben. Anfang Februar will das Amtsgericht Lübben nach bisheriger Planung den zweiten Fall verhandeln. Mehr als ein Dutzend Verfahren wurden bislang eingestellt.
Die damalige Jugendministerin Martina Münch (SPD) hatte nach Medienberichten über Missstände in den Heimen eine Untersuchung angeordnet und entzog der Haasenburg GmbH nach Vorlage des Berichts einer Kommission im Dezember 2013 die Betriebserlaubnis entzogen. Diese Entscheidung hatte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) im Mai 2014 im Eilverfahren bestätigt. In der Hauptsache steht aber noch eine Verhandlung aus. Der Heimbetreiber weist die Vorwürfe von sich und wehrt sich juristisch dagegen.
In den drei Haasenburg-Heimen in Brandenburg hatten Jugendämter aus ganz Deutschland Kinder und Jugendliche untergebracht. Die Heime hatten zuletzt 114 Plätze, davon 60 in der geschlossenen Einrichtung. Der Skandal hatte eine bundesweite Debatte über die Unterbringung schwer erziehbarer Kinder in geschlossenen Heimen ausgelöst. Nach Angaben des Deutschen Jugendinstituts in München gibt es nach jüngsten Erhebungen bundesweit knapp etwa 340 geschlossene Plätze in 28 Heimen. dpa
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