
© dpa/Soeren Stache
„Es kann kein Ziel sein, nur von Subventionen zu leben“: Für die Wiedervernässung von Mooren in Brandenburg fehlen die Absatzmärkte
In Potsdam fand eine Podiumsdiskussion zur Wiedervernässung von Mooren statt. Denn fünf bis sechs Prozent der Treibhausgasemissionen in Brandenburg stammen aus der Bewirtschaftung ehemaliger Moorflächen.
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In der letzten Legislaturperiode des Brandenburger Landtags war es eines der Lieblingsthemen der Grünen: die Wiedervernässung von Mooren, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern. Doch wo auch immer in Brandenburg über solche Projekte nachgedacht wurde, gab es Proteste. Und als das Brandenburger Klimabündnis am Dienstagabend Interessierte zu einer Podiumsdiskussion in das Potsdamer „Haus der Natur“, dem Sitz der Naturschutzverbände im Land einlud, war die Stimmung eher verhalten.
„Brandenburg hat den Klimaplan und der Koalitionsvertrag der aktuellen Koalition bekennt sich dazu“, sagte der Nachhaltigkeitsforscher Hermann Lotze-Campen. Der Wissenschaftler hob die Bedeutung des Klimaschutzes hervor: „Wir machen den Klimaschutz nicht, um Menschen zu ärgern – wir machen es, um künftige Schäden durch Hitzewellen und Überschwemmungen zu vermeiden.“ Und in Brandenburg würden nun einmal fünf bis sechs Prozent der Treibhausgasemissionen aus der Bewirtschaftung ehemaliger Moorflächen stammen.
Doch der Landwirt Sebastian Petri, der auf dem „Grünlandhof“ im Rhinluch wiedervernässte Flächen bewirtschaftet, machte deutlich, wo die Probleme liegen. „Es ist der Kostendruck in der Landwirtschaft“, sagte Petri. Derzeit könne man ehemalige Moorflächen nicht so bewirtschaften, dass für die Landwirte ein adäquates Einkommen entstehe. „Es kann kein Ziel sein, nur von Subventionen zu leben.“
Verbündete aus der Politik benötigt
Auch die Biologin Vera Luthardt betonte, dass bei Moorprojekten alternative Einkommensmöglichkeiten für die Landwirte geschaffen werden müssten. Doch um alle Moore zu vernässen, fehle es in Brandenburg auch an Wasser. „Wie wäre es mit einem Aktionsprogramm: 1000 Staue braucht das Land?“, fragte die Wissenschaftlerin. Schließlich hätten auch viele Landwirte Interesse daran, dass das Wasser nicht aus der Landschaft verschwindet.
Dazu allerdings würden die Naturschützer wohl auch Verbündete aus der Politik benötigen. Doch obwohl das „Haus der Natur“ nur wenige Hundert Meter vom Landtag entfernt liegt und in einer Plenarwoche eine große Zahl von Landtagsabgeordneten in Potsdam übernachtet, waren es einzig die BSW-Abgeordneten Andreas Kutsche und Gunnar Lehmann sowie der frühere Landtagsabgeordnete der Linken, Thomas Domres, die sich bei der Veranstaltung blicken ließen.
Das für Klimaschutz zuständige Wirtschaftsministerium schickte einen Abteilungsleiter, das Landwirtschafts- und Umweltministerium fehlte ganz, genau wie die Landtagsfraktionen von SPD, CDU und AfD. Und selbst die Landesspitze von Bündnis 90/Die Grünen, die einst so etwas wie die natürlichen Verbündeten der Naturschutzverbände waren, ließ sich im „Haus der Natur“ nicht mehr sehen.
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