
© dpa
Brandenburg: Es rappelt in der Kiste
Am Bahnhof Zoo steht eine Sammelbox, die es Flaschensammlern leichter machen soll
Stand:
Berlin - Flaschensammeln kann schmerzhaft sein, sagt Thomas. Am Charlottenburger Hardenbergplatz zeigt der 50-jährige Arbeitslose Narben an den Fingern. Die Schnitte habe er sich beim Griff in Papierkörbe der Berliner Stadtreinigung zugezogen. Nun steht er vor einer speziellen Pfandkiste, die Menschen wie ihm die Tätigkeit erleichtern soll. Am Mittwoch wurde sie an einen Pfosten neben dem Zoo-Eingang montiert, rund um den Bahnhof Zoo gibt es drei weitere.
Thomas nennt die Sammelbehälter „cool“ und nimmt zwei Plastik-Einwegflaschen heraus. Dafür erstatten ihm Getränkeläden 25 Cent für den Pfand. Wie gut dieses Modell funktioniert, wollen der Bezirk, die Stadtreinigung und der gemeinnützige Träger Trias in einem sechsmonatigen Pilotprojekt in der City West herausfinden. Noch ist nicht absehbar, wie viele Touristen und Zoobesucher ihre Flaschen in den Sammelboxen ablegen werden. Die ersten Flaschen stammten von der Stadtreinigung.
Der Bezirk erprobt das Prinzip mit Trias schon seit September 2013 im Volkspark Wilmersdorf und im Lietzenseepark. Darüber hinaus startet in Spandau in drei Wochen das nächste Modellprojekt: Dort werden Pfandboxen zwischen der Altstadt und dem S-Bahnhof installiert. In Charlottenburg-Wilmersdorf spricht Sozialstadtrat Carsten Engelmann (CDU) von humanitärer Hilfe, man wolle das Flaschensammeln „menschenwürdiger gestalten“. Es handele sich dabei um „ein sichtbares Bild der neuen Armut in unserem Land, die Schere zwischen Arm und Reich wird größer“.
Es gibt auch andere Initiativen für die Sammler. Seit Jahren werden beispielsweise in Friedrichshain-Kreuzberg und Pankow häufig Getränkekästen in der Mitte zersägt und mit Kabelbindern an Laternen befestigt. Diese Konstruktionen stammen von Unterstützern der bundesweiten Initiative „Pfand gehört daneben“, die ihre Wurzeln in Berlin hat. Außerdem besteht seit Mitte des Jahres 2011 ein Gratis-Abholservice: Wer keine Lust hat, leere Flaschen wegzubringen, findet auf dem Internetportal www.pfandgeben.de die Telefonnummern vieler Flaschensammler, die ihre Dienste anbieten. Deutschlandweit stehen rund 2000 Sammler im Verzeichnis, davon rund 550 in Berlin. Cay Dobberke
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: