Brandenburg: Ex-Stadtwerkechef gesteht Untreue
Neuruppiner bleibt Haft erspart – doch Schadenersatz soll er zahlen
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Neuruppin - Dank einer Prozessabsprache wird Neuruppins früherer Stadtwerkechef Dietmar Lenz wohl mit einer Bewährungsstrafe davon kommen. Lenz wird seit September vor dem Landgericht Neuruppin wegen besonders schwerer Untreue in 113 Fällen der Prozess gemacht. Am Donnerstag legte der 53-Jährige nun ein Teilgeständnis ab. Eine Haftstrafe bleibt ihm damit nach der Übereinkunft mit der Strafkammer erspart; finanzielles Ungemach droht ihm aber von seinem früheren Arbeitgeber, den Stadtwerken. Die verklagen ihn auf Schadenersatz in Höhe von einer halben Million Euro. Der Lenz-Prozess ist einer aus einer ganzen Reihe von Korruptionsverfahren gegen Größen aus Neuruppins Politik und Wirtschaft.
Konkret gestand Lenz, 2006 rund 400 000 Euro aus der Stadtwerke-Kasse an den Aufsichtsgremien vorbei dem Fußballverein MSV Neuruppin zugeschanzt zu haben, dessen Vizepräsident er war. Die Gelder waren für den Kauf des Stadiongebäudes vorgesehen. Fest steht auch: Mit 54 000 Euro hat er in bar Prämien für die Spieler gezahlt, sie mit Tankkarten ausgestattet, deren Handykosten gezahlt und die Leasing-Raten für den Wagen des damaligen Trainers beglichen. Das Risiko für die Stadtwerke im Fall einer Insolvenz des Vereins sei er bewusst eingegangen, statt Sponsoring waren es „überobligatorische Zahlungen“.
Im Gegenzug für das Geständnis wurden andere Anklagepunkte gegen Lenz – die etwa Schecks für den MSV, kostenloses Heizöl oder eine Promi-Loge im Berliner Olympiastadion betrafen – fallen gelassen.
Vom Gericht geklärt werden muss aber auch noch, ob Lenz als MSV-Chef Vorteile von einer PR-Agentur angenommen hat, wie es die Anklage behauptet. Eine Neuruppiner PR-Agentur, die Werbepartner der Stadtwerke war und lange kommunale Aufträge erhielt, hatte das Gehalt des MSV-Trainers gezahlt und soll dafür einen lukrativen Vertrag von Stadtwerkechef Lenz bekommen haben. Auch wenn das Gericht Lenz hierbei schuldig spricht, soll es für ihn bei höchstens zwei Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung bleiben – so die Absprache. Gegen die Agentur-Chefin, die den Fakt als „Investition“ eingeräumt hat, laufen Ermittlungen wegen Vorteilsgewährung.
Lenz hielt seinen Vorwurf aufrecht, Neuruppins Bürgermeister Jens-Peter Golde (Pro Ruppin) habe von Zahlungen für das MSV-Stadion gewusst. Golde bestreitet dies. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht gegen ihn, die Indizien seien zu schwach. Allerdings übte der Leitende Oberstaatsanwalt Gerd Schnittcher in einer Erklärung scharfe Kritik am Neuruppiner Filz: Die Aufsichtsgremien hätten es dem Ex-Stadtwerke-Chef leicht gemacht, selbst Offizielle hätten den Versorger als „städtische Melkkuh“ angesehen und mit Aufgaben jenseits des Kerngeschäfts überfrachtet. A. Fröhlich
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