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Brandenburg: Experten: Auf Cyberattacken vorbereiten Sicherheitskonferenz: Republik muss aufholen

Potsdam - Deutschland sei nicht gewappnet, um adäquat auf einen großen Cyberanschlag zu reagieren. Das sagte Michael Frehse, Unterabteilungsleiter am Bundesinnenministerium, am Donnerstag auf der Potsdamer Konferenz für Nationale Cybersicherheit am Hasso-Plattner-Institut (HPI).

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Potsdam - Deutschland sei nicht gewappnet, um adäquat auf einen großen Cyberanschlag zu reagieren. Das sagte Michael Frehse, Unterabteilungsleiter am Bundesinnenministerium, am Donnerstag auf der Potsdamer Konferenz für Nationale Cybersicherheit am Hasso-Plattner-Institut (HPI). Die Gefahr für eine solche Attacke, etwa auf die Wasserversorgung, sei sehr groß. Sowohl die politische Führung als auch die Gesellschaft seien auf die Folgen eines solchen Angriffs nicht vorbereitet, so Frehse. Er erwarte, dass sich innerhalb kurzer Zeit staatliche Strukturen auflösen und in der Gesellschaft offene Konflikte ausbrechen würden.

Im Vergleich zu den USA sei Deutschland bei der Cyber-Abwehr personell stark im Hintertreffen. Während hier erst entsprechende Strukturen aufgebaut würden, hätten in anderen Ländern einzelne Abteilungen bereits zehntausende Mitarbeiter. Frehse erklärte weiter, dass der alte Satz, wer Deutschland destabilisiere, bringe Europa aus dem Gleichgewicht, auch heute noch gelte. Daher sei es theoretisch denkbar, dass fremde Mächte genau daran mittlerweile arbeiten. „Ich würde mich wundern, wenn es solche Bestrebungen nicht gibt“, sagte der Potsdamer Frehse, der bis 2012 Vizepräsident der Bundespolizei war. Sein einstiger Vorgesetzter, Polizeipräsident a. D. Matthias Seeger, konnte Frehses Sorgen nicht ganz teilen. Er halte Deutschland mit Blick auf Cyber-Attacken für bedingt einsatzbereit. Für ihn gelte der Grundsatz, dass es 100-prozentige Sicherheit nicht geben könne. Allerdings müssten die Behörden die verbleibende Unsicherheit so gering wie möglich halten. Er sehe aktuell hoffnungsvolle Bestrebungen im Aufbau neuer Struktruen für die Cybersicherheit.

Christian Lifländer von der Cyber Defence Section der Nato sieht das ähnlich. Er hatte zuvor auf der Potsdamer Konferenz betont, dass Cybersicherheit heute Einzug in alle Businesspläne von Wirtschaftsuntertnehmen halten müsse. Gerade die Wirtschaft, der ein Großteil der weltweiten Informationssysteme gehöre, liefere die Technologien und das notwendige Know-How für strategische Operationen im Cyberraum.

Lifländer erklärte, dass im Bereich Cybersicherheit die Grenzen zwischen Bedrohung und Reaktion, zwischen militärisch und zivil, zwischen öffentlich und privat aufgehoben würden. Gegenseitige Unterstützung sowie der Informationsaustausch zwischen verbündeten Nationen auf der einen und zwischen öffentlichen und privaten Akteuren auf der anderen Seite sei ausschlaggebend im Kampf gegen Cyberkriminalität, so Lifländer.

Der Nato-Vertreter schätzt, dass in vielen Nationen Cybersicherheit und -verteidigung im militärischen Sektor zunehmend als Priorität behandelt wird. Dabei würden in nationalen Cyberkommandos nicht nur defensive, sondern auch offensive Fähigkeiten ausgebildet. Lifländer ist der Auffassung, dass die „Notwendigkeit, das Militär für das digitale Schlachtfeld neu zu organisieren“ vielerorts erkannt worden sei. Gundbert Scherf, Beauftragter für die strategische Steuerung Rüstung im Bundesverteidigungsministerium, beobachtet eine Zunahme von Cyberangriffen vor allem in ihrer qualitativen Dimension. Er betonte, dass Cybersicherheit mittlerweile als Kernaufgabe der deutschen Streitkräften gilt. Jan Kixmüller

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