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Energiepolitik: Experten gegen neue Tagebaue
Der Energieexpetrte des Landesumweltamtes Brandenburg meint, ohne eine Stillegung des Kraftwerkes Jänschwalde bis zum Jahr 2030 seien die Klimaziele des Landes nicht zu erreichen
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Guben - Energieexperten raten von der Inbetriebnahme neuer Tagebaue in Brandenburg ab und sehen die von der Landesregierung beschlossenen Klimaziele in Gefahr. Diese Ziele seien nur erreichbar, wenn das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde in der Lausitz bis 2030 stillgelegt werde, sagte Carsten Linke. Energieexperte des Landesumweltamtes Brandenburg am Samstag auf einer Tagung der Grünen Liga und der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Guben. „Einer ständigen Ausweitung des Stromexportes aus Brandenburg sind Grenzen gesetzt“, sagte Linke mit Blick auf den Ausbau bei erneuerbaren Energien und dem gleichzeitig geplanten Betrieb neuer Kohletagenaue in der Lausitz. Schon heute wird ein Großteil des dort erzeugten Stroms exportiert. Die Annahme der Landesregierung, dass der Stromexport steigen und der Bedarf an Braunkohle bleiben werde, gehe letztendlich zu Lasten der erneuerbaren Energien, dem Bedarf an Regelleistung und der Netzstabilität. „Das klimapolitische Ziel für 2030 und eine nachhaltige, bedarfsorientierte Energiewirtschaft sind nur erreichbar, wenn das Braunkohlekraftwerk Jänschwalde bis dahin stillgelegt wird.“
Nach Erkenntnissen des Energieforschers Jeffrey H. Michel aus Hamburg bleiben die Abscheidung und unterirdische Speicherung von Kohlendioxid für den globalen Klimaschutz wirkungslos. „Ein weltumspannender Einsatz von CO2-Abscheidung wird inzwischen durch hohe Energiepreise und schwindende Kohlereserven verhindert“, sagte er.
Der Energiekonzern Vattenfall plant, in 10 bis 15 Jahren mit den Arbeiten am Tagebau Jänschwalde-Nord zu beginnen. Dafür müssten die Orte Grabko, Kerkwitz und Atterwasch mit rund 900 Einwohnern umgesiedelt werden. Vattenfall fördert in den Lausitzer Revieren jährlich zwischen 55 und 60 Millionen Tonnen Braunkohle. Das Kraftwerk Jänschwalde liefert seit 30 Jahren Strom ins Netz. In den Jahren 2015/16 will Vattenfall dort auch ein Demonstrationskraftwerk für die sogenannte CCS-Technik in Betrieb nehmen. Dabei wird das klimaschädliche Gas Kohlendioxid schon vor der Freisetzung in die Luft abgeschieden, um es dann unterirdisch verpressen zu können.
Brandenburg und Sachsen waren am Freitag im Bundesrat mit ihrem Vorstoß gescheitert, die Länderklausel aus dem geplanten Gesetz zur unterirdischen Speicherung von Kohlendioxid zu streichen. Die Klausel soll einzelnen Bundesländern erlauben, bestimmte Gebiete oder ihr ganzes Territorium als mögliche Speicherregionen auszuschließen.
Wegen des Scheiterns bekräftigte die Grünen-Abgeordnete Sabine Niels ihre Forderungen nach einem Stostbrandenburg. Die rot-rote Koalition habe stets gesagt, dass es keinen Alleingang Brandenburgs bei der Erprobung von CCS geben werde. Nun solle die Landesregierung zu ihrem Wort stehen.
Jens Twiehaus
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