Brandenburg: Fachkräfte für die Standortwahl
Die Wirtschaftsförderung hat bei der Beratung von Unternehmen zunehmend mit der Frage nach qualifiziertem Personal zu tun
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Potsdam - Brandenburgs Wirtschaftsförderer begleiten Investitionsentscheidungen von Unternehmen immer häufiger mit Unterstützung bei der Suche nach Fachkräften und mit Zuschüssen für Weiterbildungsmaßnahmen. Das sagte der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Land Brandenburg (WfBB) Steffen Kammradt am Dienstag in Potsdam. Allein im vergangenen Jahr habe die WfBb umfangreiche Beratung von Investoren, die sich neu ansiedeln oder ihrer Standorte in Brandenburg erweitern wollen, zur Gewinnung und zur Weiterbildung von Fachkräften durchgeführt. Förderung für Qualifizierungsmaßnahmen sei für die Unternehmen ein wichtiges Argument für Investitionen. So hatte sich etwa der Windradbauer Vestas – laut Kammradt einer der industriellen Leuchttürme im Land – im Frühjahr auch deshalb dafür entschieden, die neue Generation von Rotorblättern in Lauchhammer Oberspreewald-Lausitz zu produzieren, weil das Land Brandenburg die Qualifizierung der neuen Belegschaft gefördert hat. Denn 300 neue Jobs will Vestas dort schaffen: 150 Zeitarbeiter sollten laut einer Mitteilung vom März fest angestellt werden und 150 neue Arbeitsplätze entstehen.
Ein anderes Beispiel ist der Papierhersteller Leipa in Schwedt/Oder. Leipa hat in Schwedt die Fabrik eines finnischen Unternehmens gekauft, 240 Mitarbeiter übernommen und 58 weitere eingestellt. Weil die Produktion dort auf Verpackungspapier umgestellt wird, 240 Millionen Euro investiert wurden, müssen die Mitarbeiter für die neue Technik fortgebildet werden, sagte Peter Probst, Geschäftsführer der Leipa Georg Leinfelder GmbH. Das Qualifizierungsprogramm kostet knapp eine Million Euro, etwa die Hälfte der Summe werde vom Land Brandenburg gefördert.
Mit dem bundesweit einmaligen Service zur Fachkräftesicherung der WfBB könnten Unternehmen unterstützt werden, sagte Arbeitsstaatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt. Auch damit junge Arbeitslose, Alleinerziehende und Langzeitarbeitslose wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen. Zudem werden langjährige Mitarbeiter für neue Aufgaben in ihren Unternehmen qualifiziert. Bis 2020 stehen in der EU-Förderperiode etwa 30 Millionen Euro zur Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen bereit. Es sei eines der am meisten genutzten Förderprogramme im Land. „Wir sind ein Weiterbildungsland“, sagte Hartwig-Tiedt.
Diese Weiterbildungsförderung ist nur ein Baustein der WfBB, um Fachkräfte zu sichern und für Unternehmen ein günstiges Umfeld zu schaffen. Das Arbeitskräfteportal der WfBB werde mittlerweile gut angenommen, sagte WFBB-Geschäftsführer Kammradt. Im ersten Halbjahr habe es bereits 91 000 Zugriffe auf die Datenbank gegeben – im gesamten Vorjahr waren es 170 000. „Zielpersonen“ seien auch Ex-Brandenburger, die wieder in die Heimat kommen wollen, Unternehmen, die Jobs anbieten oder Menschen, die hier eine Arbeit suchen. 2078 Beratungen wurden bereits im ersten Halbjahr geführt, darunter 760 mit Unternehmen. Wer nach Brandenburg kommen will, findet im Internet auch einen Leitfaden in verschiedenen Sprachen. Kammradt nennt es ein „Welcomecenter mit virtuellem Guide“.
Brandenburgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber (SPD) sagte, die boomende Wirtschaft sei auf verfügbare und gut qualifizierte Mitarbeiter angewiesen. Nach einer im Juli vorgestellten Studie des Sozialministeriums konnte im Land jede dritte offene Fachkräftestelle nicht besetzt werden. Im Jahr 2030 würden 430 000 Fachkräfte in Brandenburg fehlen. Durch die Digitalisierung der Wirtschaft gebe es zusätzliche Herausforderungen.
nbsp;Alexander Fröhlich
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