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Brandenburg: Falkensee: Furcht vor neuer rechter Gewalt Linker Jugendclub bei Brand zerstört

Falkensee - Ausgeschlossen ist nichts. Der Verdacht steht im Raum, dass Rechtsextremisten einen linksalternativen Jugendclub in Falkensee (Havelland) in Brand gesteckt haben.

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Falkensee - Ausgeschlossen ist nichts. Der Verdacht steht im Raum, dass Rechtsextremisten einen linksalternativen Jugendclub in Falkensee (Havelland) in Brand gesteckt haben. Offiziell ermittelt die Polizei nur wegen des Verdachts auf Brandstiftung, einen politischen Hintergrund sehen die Ermittler vorerst nicht. Doch die Nutzer des Clubs, eine durch das Feuer völlig zerstörte DDR-Baracke, sind sich sicher: Alles deute darauf hin, dass Neonazis den Brand gelegt haben.

Dabei war es in der Gegend lange ruhig. In den Jahren 2003 und 2004 hatte im Havelland die rechtsextremistische Kameradschaft Freikorps aus Fremdenhass Anschläge auf Imbisse und Geschäfte von Ausländern verübt. Die Mitglieder wurden wegen Gründung einer terroristischen Vereinigung zu hohen Haftstrafen verurteilt. Nach Ansicht der Richter hatten die Männer das „Freikorps“ mit dem Ziel gegründet, Ausländer durch Anschläge zu vertreiben. Seither aber blieb Falkensee von Neonazis weitgehend verschont. Nun fürchten die linken Jugendlichen in der Stadt eine neue Welle der Gewalt.

Am späten Montagabend vor einer Woche ging das Clubgebäude in Flammen auf, die Feuerwehr brauchte mehr als vier Stunden, um den Brand zu löschen. Für die Ermittler steht inzwischen fest, dass das Feuer durch einen Schwelbrand auf einer Couch ausgebrochen war. Möglicherweise habe jemand eine Zigarette dort liegen lassen, hieß es. Ein Brandsatz wurde nicht gefunden. Weil Kriminaltechniker auch keine Einbruchsspuren fanden, schließen die Ermittler eine vorsätzliche Brandstiftung aus. Die Staatsanwaltschaft hat jetzt einen Gutachter eingeschaltet.

Einige der Jugendlichen, die den vom Stadtjugendring bereitgestellten Jugendclub in eigener Verantwortung verwalten, sagten dagegen den PNN, alle Besucher hielten sich strikt an das Rauchverbot. Am Montagabend sei auch niemand in dem Club gewesen. Zudem seien Unbekannte in den vergangenen Wochen mehrfach in das Gebäude eingebrochen und hätten die Wände mit rechten Sprüchen beschmiert. Die linken Jugendlichen hatten auch zur Teilnahme an der Gegendemonstration zum alljährlichen Neonazi-Aufmarsch in Dresden aufgerufen, am Donnerstag nach dem Brand war eine Info-Veranstaltung dazu geplant. „So bitter es klingt, aber zeitlich gesehen liegt es nahe, dass wir von Brandstiftung ausgehen müssen“, sagte der Vorsitzende des Stadtjugendrings Gerhard Thürling. „So viel Zufall kann eigentlich nicht sein.“

Michael Richter-Kempin vom Falkensee Bündnis gegen Rechts sagte, er sei vorsichtig mit Schuldzuweisungen. „Ich hoffe nicht, dass es ein Anschlag war.“ Tatsächlich aber sei die rechte Szene in Falkensee seit etwa einem Jahr wieder aktiv. Übergriffe gab es keine, allerdings werden Jugendliche von den Rechten angepöbelt und bedroht, im Stadtbild sind vermehrt Hakenkreuze und rechte Sprüche zu sehen, auch einen kleinen Aufmarsch gab es wieder.

Am Donnerstagabend demonstrierten dann rund 150 Jugendliche unter dem Motto „Baracke – jetzt erst recht“ für ein neues alternatives Jugendzentrum in Falkensee. Einen Ersatz kann ihnen das Rathaus aber bislang nicht anbieten. Alexander Fröhlich

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