Brandenburg: Familiendrama erschüttert Berlin Mann tötete Frau, Kind und sprang von Haus
Berlin - Stumm und kopfschüttelnd bleiben die Passanten vor dem Hochhaus in der Einbecker Straße 101 direkt am U-Bahnhof Friedrichsfelde im Bezirk Lichtenberg stehen. Blut hat sich tief in den Beton des breiten Fußweges eingefressen.
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Berlin - Stumm und kopfschüttelnd bleiben die Passanten vor dem Hochhaus in der Einbecker Straße 101 direkt am U-Bahnhof Friedrichsfelde im Bezirk Lichtenberg stehen. Blut hat sich tief in den Beton des breiten Fußweges eingefressen. Unweigerlich geht der Blick der hier vorbeigehenden Menschen nach oben. 18 Etagen zählt das Haus, über 100 Namen stehen auf dem riesigen Klingelschild. Aus dem 16. Stockwerk hatte sich ein 46-jähriger Mann in den Tod gestürzt. Zuvor tötete er offensichtlich seine 41-jährige Lebensgefährtin und deren zehn Jahre alten Sohn. Darauf deutete jedenfalls der von der Polizei in der Drei-Zimmer-Wohnung gefundene Abschiedsbrief des Toten hin. „Es gibt ganz klare Hinweise, dass sich der Mann umbringen wollte“, sagte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Dienstag.
Wie die Obduktion ergab, muss der 46-Jährige seine Frau und deren Sohn schon am Donnerstag oder Freitag getötet haben. Der Mann hatte seine Lebensgefährtin erschlagen und den Jungen erdrosselt, sagte Steltner. Die Zeit nach den Morden soll der Mann hauptsächlich in der Wohnung verbracht haben, er plante seinen Selbstmord und schrieb einen Abschiedsbrief.
Entdeckt wurden die beiden Leichen von der Mutter und Oma der Opfer. Die Frau hatte sich Sorgen gemacht, weil sie schon mehrere Tage nichts von ihrer Tochter gehört hatte. Als sie an der Haustür klingelte, soll der Mann in die 16. Etage des Hochhauses gelaufen sein und sich von dort in den Tod gestürzt haben.
Vor dem Hochhauseingang liegen keine Blumen, niemand hat eine Kerzen aufgestellt. „Hier kennt niemand die Menschen aus dem Haus“, meint eine ältere Dame zur Erklärung. „Für einen Mörder legt doch keiner Blumen ab“, ergänzt ihr Ehemann. Ein Mann aus einem oberen Stockwerk erzählt dann doch vom „häufigen Streit“ in der Wohnung zwischen der Frau und ihrem Lebensgefährten. „Da ging es oft mal laut zu“, sagt er. „Aber das ist hier normal und nichts Besonderes. Irgendwann beruhigen sich alle Mieter wieder.“ Eine junge Frau aus dem Haus kannte Mutter und Sohn. „Die waren völlig unauffällig. Der Sohn ging gleich um die Ecke in die Schule.“
„Schrecklich“, „eine Tragödie“, „immer die unschuldigen Kinder“, lauten einige Wortfetzen, die die Menschen nach dem Ansprechen auf die Geschehnisse äußern. Auffallend viele zählen gleich mehrere Hochhäuser in der Umgebung auf, aus denen sich Menschen in der Vergangenheit in den Tod gestürzt haben. „Ist ja so leicht, weil die Fenster auf den Fluren alle offen stehen“, sagt ein von der Arbeit kommender Radfahrer. „Aber dieser Fall ist ja noch viel schlimmer. Mensch, eine Frau und deren Kind umbringen. Da fehlen die Worte“, sagt er und fährt weiter.
Sara Schurmann/Claus-Dieter Steyer
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