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Brandenburg: Festgenommene Gentechnikgegner wieder auf freiem Fuß

Agrar- und Lobbyverbände kritisieren gewaltsame Aktion in Altreetz / Linke: Technologie bleibt riskant

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Altreetz - Die 61 Gentechnikgegner, die am Sonntag bei der Zerstörung von Maisfeldern bei Altreetz (Märkisch-Oderland) festgenommen wurden, sind wieder auf freiem Fuß. Als letzte sei am Montag eine Französin entlassen worden, sagte ein Polizeisprecher. Unter den Festgenommenen sei auch Michael Grolm von der Initiative „Gendreck weg“ gewesen, der zu der Aktion aufgerufen hatte. Zudem waren fünf Gentechnikgegner in Gewahrsam genommen worden.

Kritik an der „Feldbefreiung“ äußerte der brandenburgische Bauernverband, die Fraktion Die Linke im Landtag sprach sich gegen genveränderte Organismen aus.

Nach einer Demonstration mit rund 300 Teilnehmern hatten am Sonntag zahlreiche Demonstranten genmanipulierte Maispflanzen von zwei Feldern gerissen (PNN berichteten). Die Festgenommenen müssen mit Anzeigen wegen Hausfriedensbruchs und gemeinschaftlicher Sachbeschädigung rechnen.

Der wirtschaftliche Schaden durch die so genannte Feldbefreiung sei gering, sagte Wolfgang Brand, stellvertretender Geschäftsführer der betroffenen Agrarprodukte eG Altreetz. Etwa 3000 Quadratmeter auf zwei Feldern seien betroffen; den Wert der vernichteten Pflanzen bezifferte Brand auf 300 bis 400 Euro.

570 Polizisten hatten am Sonntag versucht, den Durchbruch der Demonstranten auf die Felder zu verhindern. Der Landesbauernverband forderte eine friedliche Auseinandersetzung um die „grüne Gentechnik“. „Feldbefreiungen“ gehörten nicht dazu. Die agrarpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, Kornelia Wehlan, teilte mit, ein Nebeneinander von Feldern mit normalen und mit gentechnisch veränderten Pflanzen könne es nicht geben. Einmal freigesetzt, bahnten sich genmanipulierte Organismen ihren Weg. „Gentechnik ist eine Risikotechnologie, der ein langfristiger Forschungsvorlauf fehlt.“

Kritik an den selbsternannten Feldbefreiern kam von Lobbyverbänden der Agrarwirtschaft. Die Meinungsfreiheit gebe den Tätern nicht das Recht, Landwirte und deren Familien derart unter Druck zu setzen und deren Einnahmequelle zu zerstören, betonten der Wirtschaftsverband der Biotechnologie-Branche BIO Deutschland und der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter (BDP), in dem neben anderen auch die großen Gen-Pflanzenzüchter wie der US-Konzern Monsanto und die deutsche Bayer AG organisert sind, gstern in einer gemeinsamen Erklärung. Es müsse für innovative Unternehmer und Landwirte möglich sein, ohne Furcht vor Repressalien marktreife und als sicher getestete gentechnisch veränderte Sorten anzubauen, erklärten die Verbände. Nur so könnten sie international wettbewerbsfähig bleiben und den Standort Deutschland stärken.dpa/ddp/PNN

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