Brandenburg: Feuertod zweier Mädchen
Doppelmord-Prozess gegen einen dänischen Vater Gutachten hält den 40-Jährigen für voll schuldfähig
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Potsdam - Was zunächst wie ein Unfall wirkte, entwickelte sich zu einem spektakulären Kriminalfall. Weil er seine beiden Töchter im Sommer 2011 ermordet haben soll, steht ein dänischer Vater (40) in Potsdam vor Gericht. Am Dienstag beschrieben Zeugen vor dem Landgericht die dramatischen Stunden an der Bundesstraße 273 bei Börnicke (Havelland) nach der Tat. „Er sprang mir direkt vor den Lastwagen“, sagte ein 26-Jähriger zu der Begegnung mit dem nun Angeklagten. Der Mann habe gebrüllt. Der Fahrer hatte damals die Polizei über Notruf informiert. Dann begann eine fieberhafte Suche nach dem Auto des Mannes.
Denn der Däne hatte den Beamten von einem Unfall berichtet – und dass noch Kinder im Wagen seien. Erst nach längerer Suche fanden die Polizisten in einem Waldstück an der Autobahn 24 bei Börnicke den ausgebrannten Wagen – mit zwei verkohlten Kinderleichen auf dem Rücksitz. Weil auch die Beifahrertür geöffnet war, suchten die Ermittler den Wald nach einem weiteren möglichen Opfer ab. An den Händen des 40-Jährigen seien schwere Brandwunden deutlich sichtbar gewesen, berichtete der 35-Jährige. Später habe der Däne gesagt, er habe versucht, sich selbst zu töten. „Ich habe das so verstanden, dass er sich töten wollte, weil er den Kindern nicht helfen konnte“, sagte der Polizist. Dies sei jedoch seine persönliche Einschätzung gewesen. „Er war aufgeregt, orientierungslos, hat laut gesprochen“, so ein anderer Beamter. Auch Lastwagenfahrer, die den Dänen in den Morgenstunden des 12. August 2011 sahen, beschrieben seinen Zustand als verwirrt. Der angeklagte 40-Jährige hat vor Gericht gestanden, seine Töchter Line Sofie (9) und Marlene Marie (10) getötet zu haben. Laut Anklage betäubte er sie zunächst mit einem Schlafmittel und zündete dann den Wagen an, in dem die Mädchen saßen. Hintergrund war ein Streit ums Sorgerecht mit seiner Ex-Frau, die im Prozess Nebenklägerin ist.
Nach der Tat hatte der Däne zunächst von einem Unfall gesprochen. Nachdem jedoch das Schlafmittel im Körper der Kinder nachgewiesen worden war, räumte er die Tat ein. Im Prozess gab er an, er habe sich ursprünglich zusammen mit den Kindern das Leben nehmen wollen. Ein erstes Gutachten der Staatsanwaltschaft hält den 40-Jährigen für voll schuldfähig. Die Verteidigung bestreitet dies.
Der Prozess soll am morgigen Donnerstag fortgesetzt werden. Dann wird auch eine Bekannte des Mannes aus Dänemark erwartet. Die Mutter der Kinder soll am 22. März gehört werden.
Marion van der Kraats
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