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Brandenburg: Figaro feiert Geburtstag Udo Walz wird

heute 70 Jahre alt

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Das Wort „Star-Friseur“ kann er nicht ausstehen. „Das ist eine Beleidigung. Es würde ja bedeuten, dass ich nur Stars die Haare mache“, sagt Udo Walz fast ein bisschen gekränkt. „Stimmt aber gar nicht. Jeder, der sich anmeldet, kann bei mir einen Termin bekommen.“ Berlins Regierender Friseur hat seinen Stolz. Und stolz ist er vor allem darauf, dass er seinen Beruf über alles liebt, ganz egal an wem er ihn ausübt. So sehr, dass er immer noch täglich außer sonntags und montags von 10 bis 18 Uhr in seinem Salon am Kurfürstendamm oder in Potsdam steht. Da trifft es sich gut, dass sein 70. Geburtstag auf diesen Montag fällt. So kann er mit rund 200 Gästen aus aller Welt unbeschwert feiern.

Dass dieser Beruf seine Berufung ist, entdeckte er schon früh. Die Eltern hatten harte Zeiten hinter sich, waren erst sehr reich, dann sehr arm. Der Vater heiratete das Kindermädchen, was in seinem Heimatdorf bei Stuttgart einiges Aufsehen erregte. Ein Bekannter bot an, den 14-jährigen Udo mal mit in seinen Salon zu nehmen, damit er das Arbeitsleben kennenlernt. Zehn Minuten nach der Ankunft wusste er bereits, dass er niemals etwas anderes würde machen wollen.

Nach Berlin kam er 1968. Wie so viele wollte er der Wehrpflicht entgehen. Romy Schneider wurde seine Kundin schon im ersten eigenen Salon in der Fasanenstraße. Sie drehte gerade „Die Spaziergängerin von Sanssouci“. Heute guckt er den Frauen gern auf die Schuhe, um herauszufinden, welchen Haarschnitt sie wohl mögen. „Ich liebe es, Frauen zu verschönern“, sagt er. „Man kann aus einem hässlichen Entlein einen Schwan machen.“ Männern macht er die Haare nur ausnahmsweise. Altkanzler Schröder war so ein Fall. Oft ist geschrieben worden, dass er auch für die Frisur der Kanzlerin verantwortlich ist. Aber darüber redet er nicht, weil sie das nicht mag. Nur so viel: „Wegen Frau Merkel bin ich in die CDU eingetreten.“

Das Faszinierende an Udo Walz ist seine gradlinige Denkweise. Und er hat Prinzipien. „Ich spreche nicht schlecht über andere, das wäre für mich das Allerletzte.“ Neid findet er ebenfalls furchtbar. „Ich habe Glück“, sagt er. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“ Und er hat dabei zum genau richtigen Zeitpunkt jede Menge höchst interessanter Menschen kennengelernt. Ehrgeiz lehnt er trotzdem ab. „Wenn man zu ehrgeizig ist, hat man keinen Erfolg.“ Dieser Grundsatz hilft ganz offensichtlich, jedenfalls ihm. Acht Salons besitzt er, beschäftigt 106 Mitarbeiter. Dass er ein glücklicher Mensch sei, sagt Udo Walz oft und gerne von sich. Dabei gibt es durchaus Schatten. Seit Langem ist er an Diabetes erkrankt und macht „seit 35 Jahren erfolglos Diät“. Dass er nur seinen Beruf hat, stimmt nicht ganz. Da ist ja noch Carsten, der Mann, mit dem er seit 20 Jahren zusammen ist. Vor sechs Jahren haben sie geheiratet. Seit einiger Zeit leben sie in einem Haus in Schmargendorf – und Walz entdeckt ganz neue Seiten an sich. Wenn er die Kirschblüten sieht, denkt er voller Freude: „Das ist mein Baum!“ Plötzlich liebt er es, den Eichhörnchen zuzusehen, den Blumen. Der Glamour-Figaro entdeckt gerade das Naturkind in sich. Seine Stars sind jetzt die Pflanzen. E. Binder

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