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Fingerabdrücke. Rund 100 Kriminaltechniker arbeiten für das LKA.

© Patrick Pleul/lbn

Brandenburg: Fingerabdrücke oder Sprachanalysen

Die Spurensucher vom LKA nutzen jedes Detail zur Auflösung von Kriminalfällen

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Eberswalde - Ein dünnes Haar, verwischte Schuhspuren, verzerrte Worte auf dem Anrufbeantworter. Oft ist es nicht viel mehr. Doch es können Mosaiksteine auf dem Weg zum Mörder, Dieb oder Kinderschänder sein. Faszinierend, was mit geschultem Auge auf Fingerabdrücke, ausgeklügelter Bildbearbeitung von Tatortfotos oder Sprachanalyse bei Drohanrufen möglich ist: Die Experten des Landeskriminalamtes Brandenburg (LKA) brachten so Kaufhaus-Erpresser „Dagobert“ zur Strecke, fanden die heiße Spur zum Mörder der kleinen Ulrike oder identifizierten die Entführer des Gastwirtssohns Matthias Hintze.

Rund 100 der landesweit 230 Kriminaltechniker arbeiten für das LKA – sie sind „wissenschaftliche Handwerker, denn jeder Auftrag hat seine spezifischen Besonderheiten“, sagt der Leiter des Kriminalwissenschaftlichen Zentrums, Benno Schultz. Ein Besuch vor Ort hat einen Hauch von „CSI Miami“, auch wenn solche TV-Serien nur bedingt die Wirklichkeit widerspiegeln. „Sie sind nicht völlig realitätsfremd, aber auch nicht wirklichkeitsnah“, findet Schultz. „Vor allem gibt es dort wahre Multitalente, die schier alle Disziplinen auf sich vereinen.“ Ganz anders ist da der Alltag im LKA.

Dort gibt es eigens Experten für Fingerabdrücke, Sprecheranalyse, Handschriften, DNA oder Schusswaffen, oder – wohl eher unbekannt – auch für Schuhprofile. „Ich identifiziere nicht den Täter, aber sein Schuhwerk“, erklärt Winfried Marquardt. Der Sachverständige für Werkzeug und Formspuren ist stets auf der Höhe in Sachen Mode. „Kommt die neue Kollektion raus, fahren wir zu eher günstigeren Schuhläden und fotografieren Sohlen und Modelle – 200-Euro-Stiefel müssen wir im Regelfall nicht kennen, die trägt unser Klientel nicht.“ Weit über 5000 Schuhprofile hat Marquardt allein in seiner Datenbank, Tausende weitere in Prospekten. Deutschlandweit einmalig können alle märkischen Polizisten auf dieses Wissen zurückgreifen, sobald sie am Tatort derartige Spuren etwa in Blutlachen oder auf Blumenbeeten finden. Denn: Wird ein Verdächtiger gefasst, kann er unter Umständen über seine am Tatort getragenen Turnschuhe „stolpern“ – wenn er im besten Fall mit ihnen am Fuß zum Verhör erscheint. Mit Rillen oder Bögen befassen sich ein paar Zimmer weiter auch die Experten für Daktyloskopie. Diese Analyse von Fingerabdrücken hilft seit mehr als 100 Jahren in Deutschland bei Ermittlungen. Ein Fingerabdruck auf der Tatwaffe: Am Computer setzt der Fachmann mindestens zwölf Marker an besonders charakteristischen Stellen und schickt diesen so „codierten“ Abdruck an das Bundeskriminalamt (BKA). Binnen etwa einer Stunde wird dort per Computer ein Abgleich mit Abdrücken von 3,3 Millionen Kriminellen vorgenommen. Das LKA bekommt schließlich solche Fingerabdrücke übermittelt, die mit denen von der Tatwaffe übereinstimmen könnten. „Und dann kommt die Feinanalyse, die schon mal einige Stunden dauern kann – und im besten Fall landen wir einen eindeutigen Treffer, einen Hit“, sagt Sachgebietsleiter Wilfried Zapf. Über eine Fingerspur an einer Flasche am Fundort der Leiche konnten die Experten im Jahr 2001 so den Mörder der 12-jährigen Ulrike aus Eberswalde überführen. Dessen Abdrücke waren wegen eines früheren Verbrechens im BKA gespeichert.

Durchbrüche nach teils jahrzehntelangen mühseligen Ermittlungen brachte in den vergangenen Jahren die recht junge DNA-Analyse. Mit ihrer Hilfe kann aus Haaren am Tatort oder Speichel am Mordopfer das Erbgut des Täters herausgefiltert werden. So konnten zuletzt in Brandenburg mehrere Altfälle gelöst werden. Beispielsweise wurde im vergangenen Jahr ein Mann 17 Jahre nach einem Banküberfall mit einem Toten in Meyenburg zu lebenslang verurteilt. Imke Hendrich

Imke HendrichD

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