Brandenburg: Fingerspitzengefühl im Amt
Seit gestern gibt es biometrische Reisepässe mit Fingerabdruck. Klappt es mit dem Verfahren?
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Berlin/Potsdam - Eigentlich hoffen die beiden nur, dass der Akzent richtig gesetzt ist. Wilfried und Gitta Bongé sind ins Bürgeramt am Moabiter Mathilde-Jacob-Platz gekommen, um einen Reisepass zu beantragen. Über die neuen biometrischen Ausweise wissen sie Bescheid: „Stand ja alles in der Zeitung“, sagt Gitta Bongé. Seit gestern muss jeder neu ausgestellte Reisepass nicht nur ein biometrisch erfassbares Foto, sondern auch die Fingerabdrücke der Besitzer enthalten. Die Daten sind auf einem Chip im Pass gespeichert. Ehepaar Bongé hofft, dass diesmal ihr Name richtig geschrieben ist – und, „dass es bei den neuen Pässen keine Risiken gibt“. Nach den Diskussionen um Datenschutz und Notwendigkeit ist das Projekt „ePass“ des Bundesinnenministeriums mit der Einführung der gespeicherten Fingerabdrücke abgeschlossen. Bereits im Oktober wurden die sogenannten „Fingerprint-Sets“ an die Bürgerämter geliefert. Zuvor war die bundesweite Neuregelung in Potsdam ausprobiert worden. Die brandenburgische Landeshauptstadt war bundesweite Modellkommune für den biometrischen Pass.
Mit den Print-Sets werden jeweils vom rechten und linken Zeigefinger der Bürger Abdrücke genommen. Insgesamt 58 der zigarettenschachtelgroßen Scanner hat Fachbereichsleiter Ronald Schäfer in sein Moabiter Amt geliefert bekommen – für jeden Mitarbeiter einen. Ungefähr zwei bis drei Minuten soll das Abscannen der Zeigefinger dauern, das völlig geräuschlos und schmerzfrei ist. Und natürlich ohne Farbe funktioniert. Jeweils dreimal müssen beide Zeigefinger auf den Scanner gedrückt werden, dieser sendet die Daten an den Computer. Ist der Abdruck nicht verwackelt und sauber, erscheint ein Haken auf dem Bildschirm.
Schulungen am neuen System gab es in beiden Ämtern nicht. „Das Verfahren ist so einfach, da reicht es, wenn Ihnen das jemand mal kurz zeigt“, sagt Roland Schäfer. Sein Amt bekam zusätzlich eine DVD der Bundesdruckerei. Ihr Titel: „High Noon im Bürgeramt – eine filmische Ergänzung zum Schulungshandbuch.“ Zehn Minuten mit Tipps zum Fingerscannen. In manchen Berliner Bezirken wurden in den vorigen Tagen besonders viele der alten Pässe beantragt – noch ohne Fingerabdrücke. Viele Bürger wollten damit die neue Regelung umgehen. Einer von ihnen ist 32-jährige Marc Steck aus Friedrichshain-Kreuzberg. Ihm graut vor einer universellen Datenbank. Amtsleiter Oliver Kühle hält solche Bedenken für unbegründet: „Die Fingerabdrücke werden aus dem System gelöscht, sobald der Pass erstellt ist.“ Nach 15 Minuten sind auch Wilfried und Gitta Bongé aus Moabit fertig. Sie zahlen , 59 Euro pro Pass. Inklusive richtig gesetztem Akzent.K. Reimann/T. Klime
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