Brandenburg: Fleißige Hände ernten „grünes Gold“
Polnische Saisonarbeiter arbeiten im Akkord auf den Tabakfeldern in der Uckermark
Stand:
Polnische Saisonarbeiter arbeiten im Akkord auf den Tabakfeldern in der Uckermark Von Stefan Adam Vierraden - Ohne Pause pflücken Erntehelfer auf den Tabakfeldern bei Vierraden (Uckermark) Blatt für Blatt des „grünen Goldes“. 13 Tonnen werden täglich in die Trockenöfen der Uckermark Tabak GmbH gefahren, aus denen zwei Tonnen Rohtabak gewonnen werden. „Das zehrt schon an den Kräften“, sagt der polnische Erntehelfer Zygmund Skrobczynska. Seit drei Jahren macht er in Vierraden den Job. „Er ist lukrativ und bringt gutes Geld“, meint der 29-Jährige. In zwei Tabakerntemaschinen, die riesigen Blechwürfeln gleichen, sitzen jeweils acht Saisonarbeiter und trennen die reifen Blätter von der Pflanze. Nur wenn die Maschine in eine neue Pflanzreihe gebracht wird, haben die Tabakpflücker einige Minuten Pause. Arbeit im Akkord, bis zu zehn Stunden am Tag. „Es ist Knochenarbeit und die Pflücker sind nach den drei Monaten ausgelaugt“, sagt Ralf Molzahn, Geschäftsführer der Uckermark Tabak GmbH. Er schätzt die Erfahrungen der Saisonarbeiter aus dem Nachbarland. „Fleißige Hände blatten ohne Ende“, zitiert er einen gängigen regionalen Spruch. Das schwierigste an der Tabakproduktion sei die Bestimmung des richtigen Erntezeitpunktes, erläutert Molzahn. Allein das entscheide letztlich über Qualität und Ertrag. Denn nur gute Qualitäten erzielten auch hohe Preise. Die Sorte „Golta Virgin“ sei robust und ideal für die uckermärkischen Böden. Die 1,2 Millionen Pflanzen auf 40 Hektar erbringen im Durchschnitt je 21 Blatt. Geerntet wird bis Ende September in maximal acht Durchgängen, wobei jedes Mal höchstens zwei bis drei Blätter abgenommen werden können. „Nur die reifen, lindgrünen Blätter dürfen geerntet werden, sonst verbrennen sie regelrecht in den Trockenöfen“, erklärt der Fachmann. Sechs Tage verbringt der Rohtabak in den Trockenöfen, wo ihm 80 Prozent der Feuchtigkeit entzogen wird. 28 Öfen davon laufen in Vierraden ununterbrochen. Der 32-jährige Molzahn hat den Tabakanbau vom Großvater gelernt und selbst über Jahre Tabak angebaut. Nach der notwendigen Ausgliederung der Tabakproduktion aus der Milgeta Agrargesellschaft vor drei Jahren, hat er die Geschäftsführung des neuen Unternehmens übernommen. „Waren 2001 noch 40 Tonnen Quote zu bringen, so sind wir derzeit bei 133 Tonnen angelangt“, macht der Fachmann den Fortschritt deutlich. „Wir hoffen, diese auch in diesem Jahr zu schaffen.“ Doch mit der Qualität sieht es schlecht aus. Ein Hagelschauer sorgte für erhebliche Schäden. Etwa 40 Prozent des Bestandes seien betroffen. „Mit viel Masse und den Rücklagen können wir das hoffentlich ausgleichen.“ Ein Rekordjahr wie 2002 werde es aber nicht geben, sagt Molzahn. Bis zum Jahr 2007 will das Unternehmen die Anbaufläche auf 60 Hektar erweitern. „Die Einschränkung durch die neue EU-Verordnung zwingt uns zu expandieren“, sagt Molzahn. „Damit können wir die Subventionskürzungen über die Flächenprämie vorerst ausgleichen.“ „Mit ihren 40 Hektar bestellten die Vierradener auch in diesem Jahr die größte Anbaufläche in den neuen Bundesländern“, sagt Kurt Zeretzke, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Nord-Ost-Tabak. In der Prignitz und bei Frankfurt(Oder) seien Unternehmen mit je 30 Hektar im Geschäft. Im gesamten Verbandsgebiet der neuen Bundesländer bewirtschaften 125 Pflanzer eine Anbaufläche von 440 Hektar. Der Zigarettentabak „Virgin“ stellt dabei mit 340 Hektar den Hauptanteil der Tabakproduktion.
Stefan Adam
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: