Fund an der Oberbaumbrücke: Fliegerbombe in Kreuzberg legt halben Kiez lahm
Die Evakuierung an der Oberbaumbrücke in Berlin schreitet langsam voran. Die Fliegerbombe wird voraussichtlich erst am späten Abend entschärft. In einer Grundschule wurde eine Notunterkunft für die Betroffenen eingerichtet.
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Tausende Anwohner entlang des Spreeufers müssen wegen der gefundenen Fliegerbombe ihre Wohnungen verlassen. Die Polizei geht von Tür zu Tür und fordert die Menschen dazu auf, die Häuser zu verlassen. Die Köpenicker Straße wird bis zur Ecke Zeughofstraße geräumt. Gefunden wurde die 250-Kilogramm schwere britische Fliegerbombe am May-Ayim-Ufer.
In der Hunsrück-Grundschule in der Manteuffelstraße haben die Einsatzkräfte ein "Auffanglager" für die Betroffenen eingerichtet. Sie müssen sich auf eine lange Wartezeit einstellen. Die Evakuierungsarbeiten und Sicherheitsvorkehrungen nehmen einige Zeit in Anspruch. Voraussichtlich wird die Bombe erst am späten Abend entschärft werden.
Nach Polizeiangaben wollen die 200 im Einsatz befindlichen Beamten alle Menschen im Radius von mehreren hundert Metern evakuieren. Bisher verläuft alles reibungslos. Betroffen sind auf Kreuzberger Seite alle Häuser bis zur Schlesischen Straße und teilweise noch darüber hinaus, auf Friedrichshainer Seite reicht die Sperrzone bis zum nördlichen Ende der O2-World. Auch die East-Side-Gallery und die Repräsentanz des Musikkonzerns Universal müssen geräumt werden. Die Bewohner sind angehalten, wichtige Medikamente und Wertgegenstände mitzunehmen. Mit Kreide markieren die Polizisten die geräumten Häuser.
Noch genießen Fahrradfahrer und Fußgänger die ungewohnt leere Oberbaumbrücke. Touristen und Schaulustige lassen sich in der Nähe des Bombenfundortes fotografieren. Schon bald werden auch sie die Brücke räumen müssen. Die Einsatzkräfte rollen schon das Absperrband aus.
Nachdem ein Baggerfahrer gegen zehn Uhr vormittags an einer Baustelle am Kreuzberger Spreeufer die Bombe entdeckt hat, wird derzeit der Bereich für die Entschärfung vorbereitet. Auf der Ostseite, in Richtung Friedrichshain stellen Mitarbeiter der Gasag die Gas- und Stromversorgung in der näheren Umgebung zur Sicherheit ab.
Der Verkehr der U1 wird ab Höhe Görlitzer Bahnhof eingestellt, die Polizei rechnet mit massiven Staus. Wo die Straße gesperrt ist, genießen Fußgänger die neuen Freiheiten - ein bisschen Volksfeststimmung auf der sonst so stark befahrenen Straße. Die Oberbaumbrücke wurde komplett gesperrt - damit sind auch die Stralauer Straße, die Mühlenstraße und die Warschauer Straße betroffen.
"Somit ist eine der wichtigsten Ost-West-Verbindungen unterbrochen", sagte ein Polizeisprecher. Die S-und Regionalbahnen fahren weiter. Besonders betroffen hingegen waren die Nutzer der U-Bahn durch Kreuzberg. "Wir haben den Betrieb auf der U1 teilweise eingestellt", sagte BVG-Sprecher Klaus Wazlak am Mittag. Ein Ersatzverkehr mit Bussen komme wegen der ebenfalls gesperrten Straßen nicht infrage. Normalerweise fährt die U1 wegen des großen Andrangs werktags etwa alle drei bis vier Minuten.
Die Kriminaltechniker sind bereits am Fundort und untersuchen nun den Zünder der Bombe, hieß es bei der Polizei.
Im Großraum Berlin werden immer wieder Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden, zuletzt in Kleinmachnow. Da aus Sicherheitsgründen jedes Mal das Gebiet evakuiert und gesperrt werden muss, sorgt das regelmäßig für Verkehrsbehinderungen. Noch schwieriger wird es, wenn die Bombe abends in einem Wohngebiet gefunden wird, wie in Spandau. Hier mussten Anfang April 7000 Anwohner ihre Häuser verlassen und in Notunterkünften übernachten.
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