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Brandenburg: Flüchtlingskinder retten Schule von Golzow
Zum Schuljahr fangen rund 1000 neue Lehrer an. Und Baaske ist wütend, weil Pädagogen blaumachen
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Potsdam - Trotz harter Konkurrenz anderer Bundesländer: Brandenburg hat es erneut geschafft, rechtzeitig zum neuen Schuljahr 2015/2015 rund 1100 neue Lehrer zu gewinnen. Ihm sei ein Stein vom Herzen gefallen, sagte Bildungsminister Günter Baaske (SPD) am Donnerstag in der traditionellen Pressekonferenz zum Start des neuen Schuljahres. Nur vierzig der rund 18 000 Stellen seien aktuell noch unbesetzt, eine übliche Größenordnung. Und dass Brandenburg attraktiv für Lehrer aus anderen Ländern sei, zeige auch Brandenburgs Bilanz der deutschlandweiten „Lehrertauschbörse“, bei der an einem Tag wechselwillige Lehrer zwischen den Bundesländern getauscht werden, mit dem Ziel, dass es möglichst ein Nullsummenspiel wird. Brandenburg habe im Saldo 60 Lehrer plus gemacht, sagte Baaske. „Andere haben verloren, wir haben gewonnen.“
Am Montag beginnt die Schule für 243 000 Kinder in den 714 öffentlichen Schulen und etwa 29 300 Kinder, die die 175 Schulen in freier Trägerschaft besuchen. Die neuen oder entfristeten Lehrer an den staatlichen Schulen ersetzen rund 700 Pädagogen, in Pension gehen. Zusätzliche Lehrer wurden gebraucht, weil die Pflichtstundenzahl für Lehrer an Gymnasien, Gesamtschulen und Oberstufenzentren abgesenkt wurde. Es sei inzwischen auch gelungen, Lehrer für die berlinferneren Regionen zu finden. Das war in den letzten Jahren immer schwieriger geworden, sodass Baaske Neu-Lehrern für solche Regionen – wenn dort Stellen lange unbesetzt sind – eine Zulage zahlen will. Das sei weiterhin in Vorbereitung, sagt Baaske. „Ich möchte dieses Instrument.“
Zwar ist auch dank der vielen neuen Lehrer die Schüler-Lehrer-Relation mit einem Schnitt von einem Lehrer auf 14,6 Kinder so niedrig wie nie. Dennoch wird jeder Lehrer dringend gebraucht. So hat Baaske nach wie vor mit dem Stundenausfall zu kämpfen.
Zum anderen werden 124 Lehrer zusätzlich eingesetzt, um Flüchtlingskindern Deutsch beizubringen. Rund 3000 Kinder und Jugendliche aus Flüchtlingsfamilien besuchen Brandenburgs Schulen. Und in Golzow im Oderbruch haben zwei syrische Kinder die vom Aus bedrohte Schule gerettet, just die Schule, die aus der Langzeitdokumention „Die Kinder von Golzow“ berühmt wurde. Dem Dokumentarfilm, 1961 gestartet, bei der die damaligen Schüler 46 Jahre lang begleitet worden waren. Ohne die beiden Flüchtlingskinder hätte es nicht für die nötigen 15 Kinder gereicht, um eine neue erste Klasse zu eröffnen. Zwei andere Grundschulen, in Wadelsdorf und Groß Gastrose (Kreis Spree Neiße) mussten geschlossen werden, weil es nicht genügend Kinder gibt.
Ein Problem bleibt der der hohe Krankenstand von Lehrkräften. In diesem Zusammenhang machte Baaske als erster Bildungsminister publik, dass es offenbar auch unter den Pädagogen Blaumacher gibt. „Es ist nachweislich so, dass zum Ferienbeginn der Krankenstand sinkt und zum Schulbeginn wieder steigt“, sagte Baaske. So seien im Schulamt Frankfurt an der Oder in den Ferien 143 Lehrer krank gewesen, gegenüber 339 in der Schulzeit. Auch Ostern sinke der Krankenstand, sagte Baaske. „Das treibt mich um. Das macht mich auch ein stückweit sauer“, so der Minister. Thorsten Metzner
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