Brandenburg: Flugs abgeschmettert
Ein Pilot schlägt eine neue BER-Route vor – doch der Vorschlag wurde ganz schnell abgelehnt. Aber die Nordbahn wird 2014 saniert
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Schönefeld - Der Erfinder kam, blieb aber ungehört. Die von manchen erhoffte „Revolution“ der BER-Flugrouten wird es nicht geben: Die Fluglärmkommission, der vor allem Anrainer-Gemeinden des künftigen Großflughafens Berlin-Brandenburg in Schönefeld (Dahme-Spreewald) und Berlins Südbezirke angehören, will das vom Hobbypiloten Marcel Hoffmann entwickelte alternative Flugrouten-Modell für den BER nicht einmal prüfen lassen.
Ein entsprechender Beschluss-Antrag der Gemeinden Blankenfelde-Mahlow, Wildau und Eichwalde, die sich für den Vorschlag starkgemacht hatten, wurde in der Sitzung am Montag in Schönefeld abgeschmettert – nämlich „auf unbestimmte Zeit vertagt“, wie Gerhard Steintjes, der Vorsitzende der Kommission, danach mitteilte. Die Mehrheit will, so hieß es aus der Runde, das „Fass nicht noch einmal neu aufmachen“, nachdem schon die Suche nach dem bisherigen Routen-Kompromiss schwierig und von Bevölkerungsprotesten begleitet war. Man wolle zunächst den realen Flugbetrieb und die Erfahrungen mit den bereits festgelegten Flugrouten abwarten. Flughafenchef Hartmut Mehdorn begrüßte diese Linie ausdrücklich. „Es ist vernünftig: Lasst uns den Flughafen erst mal in Betrieb nehmen und dann das Feintuning machen“, sagte der BER-Geschäftsführer dieser Zeitung. Auf einen BER-Eröffnungstermin wollte er sich freilich nicht festlegen.
Dabei war Hoffmann eigens angereist, um sein Modell vorzustellen, das bei einem Spitzentreffen im Bundesverkehrsministerium Mitte September auf offene Ohren gestoßen war. Umso enttäuschter reagierte er, dass er in der Fluglärmkommission nicht einmal angehört wurde. Auf Betreiben von Orten wie Schöneiche, Großbeeren oder dem Bezirk Treptow, wie es hieß. „Das Sankt-Florians-Prinzip hat sich durchgesetzt“, sagte Hoffmann. „Es ging ja noch nicht um eine Entscheidung. Aber man hätte es wenigstens durchrechnen können.“ Nur mit einem Beschluss der Fluglärm-Kommission wäre die Deutsche Flugsicherung verpflichtet, seine Variante zu untersuchen. Wie berichtet sieht das Konzept des 63-jährigen Piloten vor, am BER im Unterschied zum jetzigen Parallelbetrieb auf der einen Bahn die Flugzeuge nur starten und auf der anderen nur landen zu lassen.
Zum anderen sollen Maschinen sofort nach dem Start in Richtung Westen nach Süden eine Kurve fliegen – um Ortschaften zu entlasten. Eine solche „Hoffmann“-Kurve, die nach seinen Schätzungen für rund 100 000 Anwohner weniger Lärm bedeuten würde, hat im Osten des BER zur Entlastung von Zeuthen bereits Eingang in das geltende offizielle Flugrouten-System gefunden. Mehdorn äußerte sich zwiespältig. Während er sich zu der „Hoffmann-Kurve“ selbst nicht ablehnend äußerte und zusicherte, dass der Flughafen alles tun werde, um Anwohner zu entlasten, erteilte er der Aufteilung in eine separate Start- und eine Landebahn eine klare Absage. „Das ist unrealistisch, weil dann die Kapazitäten für die Drehkreuzfunktion nicht ausreichen würden“, sagte der BER-Chef. Das sei ein Luftschloss. Es gehe darum, dass mehrfach am Tag in kürzester Zeit viele Maschinen starten und landen müssen, „damit man schnell umsteigen kann“.
Eher beiläufig wurde nach der Sitzung von Kommissionschef Steintjes mitgeteilt, dass die marode, noch aus DDR-Zeiten stammende Nordbahn des alten Schönefelder Flughafens nun doch schon vor der Eröffnung des BER saniert werden soll. Und zwar ab Juni 2014. Die Deutsche Flugsicherung stellte erste Flugrouten-Varianten für diese Bauphase vor, in der die Maschinen laut Steintjes „mindestens drei Monate“ allein auf der neu gebauten BER-Südbahn starten und landen sollen. Die Zeit drängt so sehr, dass die Fluglärmkommission am 18.November schon wieder zusammentreten wird, um dazu ein Votum abzugeben.
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