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Kam von der Landebahn ab. Am Freitagmorgen verunglückte am Flughafen Schönefeld ein Privatjet.

© dpa

Unfall: Flugzeuge fliegen wieder von Schönefeld

Die gesperrte Landebahn am Flughafen Schönefeld wieder freigegeben - seit 15 Uhr 22 starten die Flugzeuge wieder. Mehrstündige Verspätungen waren durch die Bruchlandung einer Privatmaschine am Freitagmorgen entstanden - Flugzeuge mussten in Tegel landen und starten.

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Schönefeld - Nach den massiven Verspätungen durch die Bruchlandung eines kleinen Privatflugzeuges am Freitagmorgen gegen 9 Uhr auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld, ist die betroffene Flugbahn laut Pressestelle des Flughafens wieder freigegeben. Ab 15 Uhr 22 starten und landen wieder Flugzeuge. Insgesamt sind heute 13 Starts und Landungen ausgefallen. Ein Start musste auf morgen verschoben. 20 Flugzeuge auf dem Weg nach Schönefeld wurden zwischenzeitlich umgeleitet, davon 19 nach Tegel und einer nach Leipzig. Laut der Flughafengesellschaft werden die Störungen im Schönefelder Flugbetrieb bis zum Abend abgebaut werden.

Die missglückte Landung der im belgischen Kortrijk gestartete Privatmaschine, führte den gesamten Freitag zu massiven Verspätungen im Flugverkehr. Die Maschine des Typs Embraer 500 Phenom 100 war um kurz nach 9 Uhr nach dem Aufsetzen in den seitlichen Randstreifen der Landebahn gekommen. Die beiden Besatzungsmitglieder und der einzige Passagier haben das Flugzeug unverletzt verlassen.

Über die genaue Dauer der Einschränkungen herrschten lange Zeit unterschiedliche Informationen. Erst hieß es laut Aussagen des Pressesprechers, das Schönefeld bis 17 Uhr gesperrt bleibe. Auch Passagiere mit gebuchten Flügen hatten schon darüber berichtetet, dass sie per SMS benachrichtigt worden sind, dass sich Verspätungen bis 17 Uhr hinziehen würden.

Am späten Mittag hatten sich die Ausfälle gehäuft, weil auch noch Flüge nach Venedig und Glasgow gestrichen wurden - beide von Easyjet. Bei anderen Flügen wuchsen die avisierten Verspätungen auf teilweise fünf und mehr Stunden. Offenbar versucht die Flughafengesellschaft, möglichst viele Flüge in den Abend zu verschieben, denn auch die landenden Maschinen sind - sofern sie nicht nach Tegel umgeleitet sind - mit vielstündiger Verspätung angekündigt bzw. stehen offenbar noch an Startorten wie Dublin und Minsk.

Zwischendurch wurde mit den Abfertigungen für die Flüge nach Lissabon, Kairo, London, Minsk und Moskau begonnen. Die Passagiere wurden am Flugfeld mit Sonderbussen der BVG vom Flughafen Schönefeld nach Tegel transportiert. Dort mussten sie anschließend erneut durch die Sicherheitskontrollen, um dann in ihre gebuchten Maschinen zu gelangen. Am Flughafen Tegel war die Lage, laut einem Reporter vor Ort, relativ entspannt. Im alltäglichen Trubel fielen die zusätzlichen Passagiere aus Schönefeld am frühen Nachmittag gar nicht auf.

Nur vor dem kleinen Schalter „Airport-Information“ stand rund ein Dutzend Passagiere, die sich auf eigene Faust vom Flughafen im Südosten nach Tegel per Taxi begeben hatten. „Wir wollen nach Dublin und haben in Schönefeld schon eingecheckt und unser Gepäck aufgegeben“, sagte eine erstaunlich ruhig wirkende Frau aus der irischen Hauptstadt. „Dann wurde uns am Schalter gesagt, dass wir uns nach Tegel auf den Weg machen müssten. Dort stünde unsere Maschine.“ Mit ihrem Mann und einem befreundeten Ehepaar wartete sie nun auf einen Betreuer des Flughafens, der sie zur erneuten Pass- und Sicherheitskontrolle begleitete. Nach wenigen Minuten war er zur Stelle.

Auch der umgekehrte Shuttle von den nun in Tegel gelandeten Maschinen funktionierte relativ reibungslos. Lobende Worte gab es von Passagieren auf dem Weg nach Lissabon und Nottingham. Lediglich der Zeitverlust von im Schnitt drei Stunden wurde beklagt. Kurzfristig orderte die Flughafengesellschaft Shuttle-Busse zwischen Tegel und Schönefeld. Sie brachten nicht nur Fluggäste nach Tegel. Auch die Gegenrichtung war gefragt. „Unser Auto steht in Schönefeld“, erzählte Marianne Buder aus Beeskow, die eine Woche in Dublin geweilt hatte. „Da nehmen wir den Shuttle-Service natürlich gern an und fahren mit dem Bus durch die Stadt.“

Unter Passagieren aus Lissabon machte ein für diese Zeit typisches Gerücht die Runde. „Unser Pilot hatte wohl gedacht, der neue Flughafen in Schönefeld sei schon fertig“, erzählte ein Kaufmann aus Portugal. „Als er sah, dass das noch eine Baustelle war, drehte er ab und landete in Tegel. Wir waren alle an Bord ziemlich ratlos.“ Erst später wurde die Reisegruppe über das Unglück und damit den tatsächlichen Grund der Umleitung ihres Fluges aufgeklärt. Sie hätten gar nicht gedacht, dass es neben der Baustelle noch einen funktionierenden Flughafen gibt. Der Flughafen Tegel muss heute bereits die wesentliche Last des hauptstädtischen Flugbetriebs wegen der verschobenen Eröffnung des BER stemmen.

Durch die Untersuchungen an dem Unglücksort kommt es nun zu Verspätungen von mehreren Stunden. Passagiere wurden gebeten, sich unter der Flughafeninfo 01805-000186 oder im Internet unter berlin-airport.de zu informieren - doch die Webseite war teilweise nicht erreichbar. Als die Internetseiten der Flughafengesellschaft am Mittag wieder erreichbar waren, waren die aufgelisteten Starts ab Schönefeld größtenteils um mehrere Stunden verspätet angegeben. Extremfall war ein Easyjet-Flug nach Manchester, der von 10.55 auf voraussichtlich 22 Uhr verschoben worden ist. Je ein Flug nach Neapel und London waren gestrichen.

Beim Info-Telefon der Flughafengesellschaft hieß es am Mittag, dass bisher alle Flüge über Tegel umgeleitet würden. In der Terminalhalle befinden sich mehrere hundert Passagiere, zum Teil sitzen sie auf ihren Koffern und lesen. Lautsprecherdurchsagen gebe es nicht, berichtet eine Tagesspiegel-Reporterin, lediglich Info-Personal, das direkt angesprochen werden müsse. Vor den Bistros bildeten sich Schlangen von 20 bis 30 Meter.

Barbara Bödefeld (52) und Karl-Heinz Bräuer (45) sind seit 9 Uhr am Flughafen und wollten eigentlich um halb 11 Uhr nach Griechenland fliegen. Um 10 Uhr erfuhren sie, dass ihr Flug nicht starten wird. Es hieß, bis 13 Uhr gebe es keine neuen Informationen. Um 12 Uhr kam dann eine SMS, dass bis 17 Uhr kein Flieger geht. "Die Ansagen des Servicepersonals widersprechen sich. Jeder sagt hier was anderes. Das einzige, was wir machen können, ist warten", ärgert sich Bödefeld.

Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig kam zum Unfallort und nahm die Ermittlungen auf. Noch wurde keine Stellungnahme zum Unfallhergang bekannt gegeben. Ein Sprecher sagt, "es gebe viele verschiedene Möglichkeiten, warum Flugzeuge von der Piste abkommen könnten."

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