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It’s a Fritz. Das Eisbärenbaby im Berliner Tierpark hat nun einen Namen.

© dpa

Brandenburg: Fritz, komm raus!

Der kleine Eisbär im Berliner Tierpark hat einen Namen. Anlass für ein paar fritzige Betrachtungen

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Nun heißt er also Fritz, der Berliner Weiße. Nicht Bjørn, nicht Bärnd und auch nicht Wladimir, obwohl er russischstämmige Vorfahren hat und das größte Landraubtier der Erde ist. Aber anders als andere Landräuber würde er sich niemals, sagen wir, die Krim einverleiben, sondern allenfalls Robben Island.

Wenn ein Brot Bernd heißen kann und ein Tiergeschäft Fressnapf (Geht man eigentlich „zu(m)“ oder „in den Fressnapf?), ist Fritz für einen Eisbär allemal in Ordnung. Ein typisch deutscher Name, der zu Berlin passt und Assoziationen zum Standort Friedrichsfelde weckt“, teilt der Tierpark mit und lässt Direktor Andreas Knieriem zitieren, er sei sehr glücklich mit dem Namen, „er ist kurz und knackig, sodass auch Besucher aus dem Ausland ihn sich gut merken können“.

Knackig wie eine Eisscholle bei Tauwetter ist der Name, der aus mehr als 10 000 eingegangenen Vorschlägen ausgewählt wurde. Eine siebenköpfige Jury aus Medienleuten, Radiohörern, Zeitungslesern und Tierparkverantwortlichen sichtete die 40 Finalistennamen und fand nach mehrstündiger Debatte am Dienstagabend endlich: Fritz passt knut. Und klingt sogar ein bisschen nach Friedrichsfelde. Denn letztlich steckt in jedem Friedrich, selbst im Großen, ein Fritz. Man könnte auch sagen: Was Fritzchen nicht lernt, lernt Friedrich nimmermehr.

Dass sich auch ausländische Besucher den Namen merken können, stimmt leider schon seit dem Ersten Weltkrieg, in dem die deutschen Truppen bei den Engländern „die Fritzen“ waren – so wie die Engländer bei den Deutschen „Tommys“. Die Wurfhöhle des Kleinen ist nun also eine Fritzbox, in der er mit Mutter Tonja seinen ersten Winter verbringt. Im Tierpark Friedrichsfelde, das seinen Namen Friedrich I. verdankt, der wegen einer Behinderung im Volk auch „schiefer Fritz“ genannt wurde. Berlin hat also nun nicht mehr nur den Alten Fritz, sondern auch einen jungen. Wenn er im März der Öffentlichkeit präsentiert wird, werden Gäste von weither kommen und vielleicht sogar im Fritz Carlton residieren. Oder im Regent am Gendarmenmarkt, das vor allem fürs Sternerestaurant „Fischers Fritz“ berühmt ist – und nicht zu verwechseln mit „Fischers Fritze“, dem Angelladen in Charlottenburg („Neu: Raubfisch und Meer Onlineshop“).

In ein paar Wochen werden die Leute vor der Eisbärenanlage stehen, in der zurzeit nur Wolodja seine Runden dreht. „Fritz komm raus, du bist umzingelt!“, werden sie rufen, womöglich mit Pommes Fritz in der Hand. Und dann kommt Fritz und sitzt und spritzt, während diesseits des Wassergrabens die Weltpresse schwitzt und blitzt. Das sind doch erfreuliche Aussichten in Zeiten, in denen in anderen Hauptstädten täglich das goldhamsterhaarige Trumpeltier grüßt, das alles kaputtmacht, was lieb und geheuer ist. In Berlin aber grüßt Fritz – und wird dieses Jahr ganz sicher einer der Hits. Stefan Jacobs

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