„Gault Millau“-Auszeichnung: Fünfmal Spitzenküche in Brandenburg
Kritiker des Restaurantführers „Gault Millau“ testeten auch in der Mark. Koch des Jahres wurde ein Berliner.
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Finsterwalde - Gebratenes Zanderfilet mit Krustentiersauce hat Frank Schreiber vom Restaurant „Goldener Hahn“ einen Spitzenplatz in Brandenburgs Küchen gebracht. Damit habe Schreiber in Finsterwalde (Elbe-Elster) die allermeisten Zandergerichte der Testsaison hinter sich gelassen und 16 von 20 möglichen Punkten erzielt, urteilten die Kritiker des Restaurantführers „Gault Millau“ in der Ausgabe für 2014, die am gestrigen Montag veröffentlicht wurde. Dieselbe Punktzahl verteidigten Carmen Krüger von „Carmens Restaurant“ in Eichwalde (Dahme-Spreewald), Alexander Dressel vom „Friedrich Wilhelm“ im Potsdamer Hotel Bayrisches Haus und Philipp Liebisch vom „Sandak“ in Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz). Oliver Heilmeyer vom „17fuffzig“ in Burg (Spree-Neiße) musste von seinen zuvor 17 Punkten einen abgeben.
Frank Schreiber war völlig überrascht von der „Gault Millau“-Auszeichnung: „Ich hatte vor zwei Jahren einen Punkt abgeben müssen, weil ich nicht in der Küche war, sondern beim Catering gekocht habe“, erzählte er freudestrahlend. „Heute Abend wird gefeiert – und dazu gibt es Zander.“ Frank Schreiber ist einer der wenigen eingeborenen Brandenburger Spitzenköche. Seine Karriere ist auch insofern bemerkenswert, als dass er in Finsterwalde in dritter Generation einen Familienbetrieb führt, dessen Tradition weit hinter die Wendezeit zurückreicht. Nach seiner Lehre im Berliner Hilton musste er ungeplant früh zu Hause einspringen und brachte die Sängerstadt mit seinem erstaunlichen, in zahlreichen Wettbewerben erworbenen handwerklichen Können auf die kulinarische Landkarte.
Carmen Krüger konnte die Kritiker mit ihren bodenständigen Rezepten überzeugen, so gab es Entenleber mit Pürree und gedünsteten Pfirsichen. Philipp Liebisch beeindruckte durch Kombinationen wie Froschschenkel mit Schwertmuscheln, im Potsdamer „Friedrich Wilhelm“ wurde die handwerkliche Perfektion gerühmt. Als Newcomer erreichten der Ferienhof Spreewaldromantik in Burg und „Das Zimmer“ in Petershagen-Eggerdorf (Märkisch-Oderland) gleich 15 Punkte und damit die Klasse, in der nach den Kriterien des „Gault Millau“ Kochen zur Kunst wird. „Das Juliette“ in Potsdam konnte diesen Platz verteidigen. Zu den Aufsteigern gehört auch das „Kochzimmer“ in Beelitz, das 14 Punkte erreichte. Die Tester bewerteten dieses Jahr 16 Restaurants in Brandenburg, davon erhielten 13 Küchenchefs mindestens 13 von 20 möglichen Punkten und damit eine oder mehrere der begehrten Kochmützen des „Gault Millau“.
„Koch des Jahres“ ist übrigens der Berliner Küchenchef Daniel Achilles vom Restaurant „Reinstoff“. Die „Gault Millau“-Kritiker kürten den gebürtigen Leipziger zum interessantesten Koch Deutschlands. Der 37-Jährige, der auch zwei „Michelin“-Sterne erkocht hat, mache aus „vermeintlich einfachen Produkten große Küche“, hieß es in der Begründung. Sein Stil entwickle sich gegenwärtig von allen Berliner Küchen am schnellsten voran. Beispiele für jetzt preisgekrönte Gerichte von Achilles: marinierter Strömling mit Äpfeln, Blüten, Zwiebel und Mini-Smörrebröd oder Ochsenschwanz-Curry mit Linsen und Mango. Dafür gaben ihm die Kritiker 18 von 20 möglichen Punkten – einen mehr als 2012. Als „Restaurateur des Jahres“ wurde der Berliner Koch Tim Raue ausgezeichnet. Er biete in drei Restaurants drei verschiedene Küchen an. Für sein „Tim Raue“ erhielt er 19 von 20 möglichen „Gault Millau“-Punkten. Weitere Berliner Top-Köche mit 18 Punkten sind Hendrik Otto vom „Lorenz Adlon Esszimmer“ und Michael Hoffmann vom „Margaux“.
Klaus Peters, Andreas Rabenstein
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